Haas: In iij. Noct.

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In seinem 3. Streichquartett „In iij Noct.“ setzt Georg Friedrich Haas seine in den Kompositionen „Adolf Wölfli“ und „in vain“ begonnene Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten des Musizierens im Dunkeln fort. Dunkelheit wird hier aber nicht als vorübergehende Abwesenheit von Licht eingesetzt, sondern sie wird zum eigentlichen Thema des Werks: Das gesamte Stück wird in völliger Finsternis gespielt, die Musiker und Musikerinnen können weder ihre Noten noch ihre Mitspieler sehen, sie sitzen in größtmöglicher räumlicher Entfernung voneinander.
Gegen Ende des 3. Streichquartetts erklingt ein Zitat, aus den Tenebrae-Responsorien von Carlo Gesualdo (1566-1613). Der Titel „In iij Noct.“ spielt auf die Tradition an, die Tenebrae-Responsorien noch bei Dunkelheit zu singen.
Das 3. Streichquartett ist als Verbalpartitur komponiert, viele Details und Entscheidungen sind den Interpreten und Interpretinnen überlassen, die sich ausschließlich durch den Klang ihrer Musikinstrumente miteinander verständigen, sich gegenseitig zur Gestaltung bestimmter musikalischer Prozesse einladen, diese Einladungen dann entweder annehmen oder aber selbst wiederum die Gestaltung eines anderen Prozesses initiieren – und dabei immer selbst entscheiden, wie weit sie einen gemeinsamen Weg miteinander gehen wollen, bevor sie sich wieder zurückziehen.
Die Dauer des Stückes entscheidet sich erst während der Aufführung: Das Minimum beträgt 35 Minuten – es kann aber alles auch wesentlich länger andauern. (Georg Friedrich Haas)
Georg Friedrich Haas
Streichquartett Nr. 3 In iij. Noct. (2001)