Konzert
Gastensemble

musikFabrik / Peter Eötvös

Folksongs IV: Le Cru et le Cuit

Vergangene Termine

Das Programm hat einen Paten. Kein Klang erinnert zwar an ihn. Aber er hat die musikalische Denkart vorgeformt. Gustav Mahler holte den Volkston in die große Musik, lud seine Werke mit verrätselten Bedeutungen auf, zitierte feste Wendungen, baute verschlüsselte Widmungen in seine Texturen und drängte zur großen Form. Berio bringt in seinem Naturale den Volkston unretuschiert ins Spiel: vom sizilianischen Markt über das Tonband in den Konzertsaal. Xenakis greift in N’Shima den rauen Klang der Stimme auf, der sich quer durch die Gesangskulturen des Mittelmeerraums artikuliert. Die Textfragmente, die er verwendet, stammen aus einer Geschichte des Rabbi Nachman.

Kol od sind die ersten Silben der israelischen Nationalhymne, deren Melodie in ost- und nordeuropäischen Liedern viele Verwandte hat. Henri Pousseur errichtet aus Zitaten und eigenen Materialien dem Begründer der (traditionellen) Harmonielehre, Jean Philippe Rameau, ein standesgemäßes Denkmal und unternimmt dabei einen Streifzug durch die Geschichte des europäischen Klangbewusstseins. Peter Eötvös’ Steine enthalten im Titel gleich eine mehrfache Anspielung: Alle Musiker spielen außer auf ihren Instrumenten auch noch mit Kieselsteinen. Das Werk ist Pierre Boulez gewidmet; »Pierre« kommt wie »Peter« vom griechischen »petros«, der Stein. Am Anfang steht der Eröffnungsakkord von Pli selon pli. Im Untergrund schwingt das spannungsvolle Verhältnis von Komponieren und Dirigieren mit.

Konzertprogramm

Luciano Berio [1925–2003]
Naturale (su melodie siciliane)
für Viola, Perkussion und »voce registrata« [1985]
Gesang des sizilianischen Volkssängers/Cuntista Peppino Guiseppe Celano

Iannis Xenakis [1922–2001]
N’Shima
für zwei Mezzosoprane, zwei Hörner, zwei Tenorposaunen und Violoncello auf Phoneme und hebräische Worte [1975]

Peter Eötvös [geb. 1944]
Steine
für Ensemble [1985–90]

Henri Pousseur [1929–2009]
La Seconde Apothéose de Rameau
für 21 Instrumente [1981]

Luciano Berio
Kol od – Chemin VI
für Trompete solo und Kammerorchester [1996]

Besetzung

Olivia Vermeulen Mezzosopran
Vanessa Barkowski Mezzosopran
Axel Porath Viola
Dirk Rothbrust Schlagzeug
Marco Blaauw Trompete

musikFabrik
Peter Eötvös Leitung