Berliner Orchester
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin / David Robertson
Vergangene Termine
Boulez’ Werk steht bedeutungsvoll in der Mitte. Es enthält Denkfiguren der beiden anderen Kompositionen. Double bezeichnet eine frühe Form der Variation, des Veränderns und Modifizierens eines musikalischen Gedankens. Boulez nimmt auf eine alte Komponierpraxis Bezug wie Bartók mit seinem Divertimento, und wie jener deutet er sie neu. Es bleibt die Idee der Materialverwandlung. Boulez lässt sie labyrinthische Wege durchlaufen. Er macht dies in der Sitzordnung sinnfällig, die das Orchester ganz anders als gewöhnlich gruppiert. In diesem Labyrinth entstehen springende, wirbelnde Bewegungen von eigentümlicher Faszination.
Dass das Orchester selbst zum Objekt der Klanginszenierung wird, entspricht guter französischer Tradition; Berlioz steht dafür, Ravel mit seiner unübertroffenen Instrumentierungskunst. Sie entspringt der anhaltenden Neugier nach Klangbildern, die zuvor noch keiner hörte. »Diese neuen Dinge können alter Herkunft sein, in anderen Fällen geographisch entfernten Kulturen angehören«. Für die spätantike Sage von Daphnis und Chloé trifft beides zu. »Aber die Reize, die sie enthalten, sind für Ravel spürbar und in ihm fruchtbar gewesen … Wir wissen heute«, schreibt H. H. Stuckenschmidt 1966, »dass seine Musik, namentlich die orchestrale, viele Verwandtschaft mit außereuropäischer hat«. Von diesem Klangsinn, von dieser Haltung der Recherche, von Ravels Neugierflug in die musikalische Fremde führt eine direkte Verbindung zu Pierre Boulez.
Konzertprogramm
Béla Bartók [1881–1945]
Divertimento
für Streichorchester [1939]
Pierre Boulez [geb. 1925]
Figures – Doubles – Prismes
für großes Orchester [1963, erweitert 1968]
Maurice Ravel [1875–1937]
Daphnis et Chloé
Ballett in einem Akt [1909–1912]
konzertante Aufführung
Besetzung
Cantus Domus
Ralf Sochaczewsky Einstudierung
Ensemberlino Vocale
Matthias Stoffels Einstudierung