Bernhard Heiliger 1915–1995
Kosmos eines Bildhauers
5. November 2005 bis 15. Januar 2006

Plakat zur Ausstellung „Bernhard Heiliger 1915–1995: Kosmos eines Bildhauers“
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5. November 2005 bis 15. Januar 2006
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Gropius Bau
Bernhard Heiliger (1915–1995) ist einer der bedeutendsten Bildhauer der deutschen Nachkriegsgeschichte. Das Spektrum seines vielfältigen, ein halbes Jahrhundert umfassenden Schaffens reicht von kleinformatigen Skulpturen und Zeichnungen bis zu Großplastiken im öffentlichen Raum, wie etwa der sieben Meter hohen Bronzeplastik Flamme (1962/63) auf dem Berliner Ernst-Reuter-Platz. Heiligers Werk spiegelt die Entwicklung von der Figuration zur Abstraktion wider. Die Aufhebung des Volumens und das Festhalten des statischen Momentes in der Bewegung bis an die Grenzen des Materials sind dabei zentrale Aspekte.
Der 1915 in Stettin geborene Künstler studierte nach einer Steinbildhauerlehre von 1933 bis 1936 an der Stettiner Werkschule für Gestaltende Arbeiten bei Kurt Schwerdtfeger, bevor er 1938 das Studium an der Vereinigten Staatsschule für Freie und Angewandte Kunst in Berlin bei Arno Breker aufnahm und Richard Scheibe begegnete. Ein Parisaufenthalt 1939 brachte die Auseinandersetzung mit Werken der internationalen klassischen Moderne, etwa von Maillol, Despiau und Brancusi, die jedoch 1941 durch Heiligers Einberufung in den Krieg jäh beendet wurde. Erst 1945 konnte er seine freie bildhauerische Arbeit in Berlin aufnehmen. Nach einem Lehrauftrag an der Hochschule für Angewandte Kunst in Berlin-Weißensee (1947–49) folgte 1949 die Berufung als Professor an die Hochschule der Künste durch Karl Hofer, wo Heiliger bis 1986 lehrte. 1956 erfolgte seine Wahl in die Berliner Akademie der Künste.
Gemeinsam mit Hans Uhlmann und Karl Hartung begründete Heiliger den internationalen Ruf der deutschen Bildhauerkunst neu. So wurde sein Entwurf für das Mahnmal des Unbekannten Politischen Gefangenen (1953) mit dem Preis der Bundesregierung und dem Anerkennungspreis des Instiute of Contemporary Art ausgezeichnet. Auch durch Heiligers Teilnahme an den documenten I und II in Kassel (1955 und 1959) und an der Biennale in Venedig (1956) erlangte er schnell internationale Anerkennung.
Zahlreiche Einzelausstellungen und bedeutende Werkaufträge, wie z.B. der Figurenbaum für die Weltausstellung in Brüssel 1958, folgten. 1974 erhielt Heiliger das Große Verdienstkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik, 1975 den Lovis-Corinth-Preis des Bundesministeriums des Inneren, 1984 die Ehrenmitgliedschaft im Deutschen Künstlerbund.
Ein Jahr nach Heiligers Tod wurde 1996 die Bernhard-Heiliger-Stiftung gegründet, die ihren Sitz in seinem ehemaligen Privatatelier mit angrenzendem Skulpturengarten in Dahlem, unmittelbar neben dem Brücke-Museum, hat. Hier befindet sich eine ständige Ausstellung mit Werken aus allen Schaffensperioden. Die gemeinnützige Stiftung befasst sich u.a. mit der kunsthistorischen Aufarbeitung des Gesamtwerkes und der Betreuung des Nachlasses des Künstlers, organisiert Aus-stellungen und publiziert Kataloge, vergibt Stipendien an junge BildhauerInnen und verleiht alle vier Jahre den Internationalen Bernhard-Heiliger-Preis für ein herausragendes Bildhauer-Lebenswerk.
Aus Anlass des 90. Geburtstages von Bernhard Heiliger am 11.11.2005 präsentierte die Bernhard-Heiliger-Stiftung die bislang umfangreichste Retrospektive. Dazu erschien das endgültige Werkverzeichnis seines Schaffens. Die Ausstellung rekonstruierte Heiligers herausragende künstlerische Rolle im Nachkriegsdeutschland mit noch nie in Berlin gezeigten Werken. Kernstück der Ausstellung war die große Aluminium-Hängeskulptur „Kosmos 70“ (1961–70) im Lichthof des Gropius-Baus. Ursprünglich hatte Heiliger das Werk für das Foyer des Reichstags geschaffen, in dem es bis zum Umbau durch Sir Norman Foster 1994 hing.