Bleu / Denis Colin & la Société des Arpenteurs
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Bleu
Blau, die Urfarbe des Jazz, erfährt durch den österreichischen Trompeter Lorenz Raab eine neue, faszinierende Schattierung. Sein Blau steht für die unergründliche Weite und Transparenz von Luft und Wasser, Himmel und Horizont, versinnbildlicht aber auch lange Nächte in der Urbanität, Qualm von Zigaretten, Elektrizität. Und dann ist da natürlich noch jenes schillernde Blau der Dämmerung, in dem Imagination und Wirklichkeit sich ineinander auflösen.
In Raabs Trio Bleu tauschen Tradition und Moderne ihre angestammten Funktionen. Instrumente wie Dulcimer und Tuba lösen Klangassoziationen aus, die von virtueller Flüchtigkeit und moderner Hektik zeugen, während die Trompete sanft, ja beinahe melancholisch darüber schwebt. Geblasene Muschelhörner verheißen Naturnähe, ein Harmonium steuert spirituelle Tiefe bei. Bei Bleu fließen verschiedene Strömungen europäischer Jazz-Erfahrung in ein Delta aus, dessen Verzweigungen und Artenreichtum schier überwältigend ist. Bleu ist ein Experiment mit offenem Ausgang, bei dem die Intuition den Sieg über das Kalkül davon trägt. Mit dieser Band avanciert der Österreicher zu einer der kreativsten Stimmen auf der europäischen Jazztrompete.
Denis Colin & la Société des Arpenteurs
Der französische Klarinettist Denis Colin zählt zu den alten Hasen der europäischen Jazzemanzipation. Seit den achtziger Jahren experimentiert er mit seinem Trio beharrlich auf dem Grat zwischen Kammermusik und freiem Jazz. Seit 1995 verfolgt er daneben mit dem Projekt variabler Größe la Société des Arpenteurs („Landvermesser-Zirkel“) noch ein gänzlich anderes Konzept.
Ausgangspunkt für die Gruppendynamik der (für Berlin) acht beteiligten Musiker war die Beschäftigung mit Stummfilmen. Wie in einem Slapstick-Streifen konfrontiert Colin seine Musiker mit scharfen Schnitten musikalischer Stimmungen, Konstellationen und Intentionen. Der Überraschungsfaktor ist in dieser Band unvergleichlich hoch und nicht umsonst trägt das neue Album der Gruppe den Titel Subject to Change. Mit dem bizarr aufreizenden Flow seiner „Gut-Besser-Landvermesser“ Sozietät beweist Denis Colin einmal mehr, dass die Wurzeln der Avantgarde stets in der Vergangenheit liegen.
Bleu
Lorenz Raab trumpet
Ali Angerer tuba, e-dulcimer
Rainer Deixler drums, percussion
Denis Colin & la Société des Arpenteurs
Denis Colin bass clarinet
Tony Malaby saxophones
Sylvaine Hélary flutes
Antoine Berjeaut trumpet, flugelhorn
Benjamin Moussay Fender Rhodes
Julien Omé guitar
Stéphane Kerecki bass
Thomas Grimmonprez drums