Nederlands Dans Theater
„Woke up Blind“
„The Statement“
„The missing door“
„Safe as Houses“
Premiere „Woke up Blind“: 4. Februar 2016, Zuiderstrandtheater Den Haag
Premiere „The Statement“: 4. Februar 2016, Zuiderstrandtheater Den Haag
Premiere „The missing door“: 6. Dezember 2013, Koninklijk Theater Carré in Amsterdam
Premiere „Safe as Houses“: 14. November 2001, Lucent Danstheater Den Haag

Nederlands Dans Theater
© Rahi Rezvani
- Dauer 2h 45 min, zwei Pausen
Vergangene Termine
Nach zwei Jahren kehrt das Nederlands Dans Theater (NDT) wieder in das Haus der Berliner Festspiele zurück, wo die Kompanie nach dem überwältigenden Erfolg im Jahr 2015 abermals ein besonders variationsreiches Programm zeigt. Das NDT setzt nach wie vor auf das Live-Erlebnis und bietet dem Berliner Publikum darum vier ganz unterschiedliche Werke, von denen jedes auf seine Weise klar überzeugt: „Safe as Houses“ (2001) von den Hauschoreographen Sol León und Paul Lightfoot, „Woke up Blind“ (2016) von Associate Choreographer Marco Goecke, „The Statement“ (2016) von Associate Choreographer Crystal Pite und „The missing door“ (2013) von Gabriela Carrizo. Der Abend betont sowohl die klassisch-modernen Linien der NDT-Tänzer und Tänzerinnen als auch ihre außergewöhnlichen darstellerischen Qualitäten. Und er stellt unter Beweis, dass die Gesellschaft nicht nur gezielt die besten Tanztalente der Welt findet und fördert; es gelingt ihr dank der wichtigsten und innovativsten Choreografen des zeitgenössischen Tanzes auch, eine breite Palette an faszinierend Tanzsprachen in die Kompanie zu holen.
Woke up Blind
Die Songs „You and I“ und „The way young lovers do“ des jung und tragisch verstorbenen Rockmusikers Jeff Buckley setzen sich auf unterschiedliche Weise mit der Liebe auseinander, der erste langsam und mit stark gedehntem Gesang, der zweite mit schneller, fast hektischer Gitarrenbegleitung. In beiden kommt der außergewöhnliche Stimmumfang des Sängers zur Geltung. Sie bilden die Grundlage für Marco Goeckes Choreographie „Woke up Blind“. Die zwei Tänzerinnen und fünf Tänzer werden in eine Klangwelt hineingezogen, deren Intensität die Wirkung hat, als ob sie von allen Seiten gleichzeitig entzündet würden. Sie scheinen sich im Wettstreit mit Buckleys Stimmgewalt und den frenetischen Gitarrenklängen, vor allem des zweiten Songs, selbst zu übertreffen. Wie „young lovers“ werfen sie sich ohne Rücksicht auf Verluste, nur von Sehnsucht getrieben, ins Geschehen. Sie rütteln nervös an ihren roten Samthosen, wie wenn sie ihr gesamtes Dasein herausschütteln wollten, um es besser zu verstehen. Wieder einmal gelingt es Goecke, durch pure, hochkomplexe Bewegung an die Basis menschlicher Gefühle zu gelangen. Aus dem Hintergrund vom Licht weit entfernter Sterne beleuchtet, ist alle Aktion auf das Jetzt konzentriert, vielleicht blind vor Liebe, jedenfalls stark, weil sie nichts zu hinterfragen braucht.
The Statement
Mit Blick auf die jüngsten Entwicklungen ist die Aktualität von „The Statement“ wahrscheinlich die auffälligste Qualität des Werks von Crystal Pite. Die Figuren und ihr Sprachgebrauch entstammen direkt der heutigen Zeit. Tänzerisch dargestellt wird in diesem Stück ein Skript von Jonathon Young. Dabei führen vier Akteure eine hitzige Diskussion an einem Konferenztisch – Symbol für eine Geschäftsumgebung. Kontrolle, moralische Konflikte, Verantwortung und das Unvermögen zu entfliehen, machen „The Statement“ zu einem bewegenden Tanzerlebnis, das dem Publikum eine spannende Dosis Realismus bietet.
The missing door
In einer ständigen Suche nach Schnittflächen zwischen Tanz, Theater, Kunst und Leben inszeniert Carrizo eine kraftvolle und risikofreudige Performance. Hier sind die Tänzer gefordert, mit allerhöchster Sensibilität und viel Einfühlungsvermögen in Figuren aus einem Zwischenreich einzutauchen.
Indem sie Fantasie und Wirklichkeit miteinander verflicht, zeigt Carrizo in diesem Werk zwei Paralleldimensionen. Wir sind Zeugen der letzten Minuten eines Lebens, einer Zeit im Dämmerbereich zwischen Leben und Tod. Angstvoll tastet sich der Sterbende durch den Irrgarten seiner Gedanken. Während Klanglandschaften aus Alltagsklängen in verlorene Rhythmen zerfließen, findet ein einsamer Kampf statt – mit Zeit und Raum und mit denjenigen die nicht anwesend sind.
Safe as Houses
Inspiriert wurde „Safe as Houses“ vom chinesischen Buch der Wandlungen, dem „I-Ging“. Das zentrale Thema des Werkes zu Musik von Bach ist die Abhängigkeit von der physischen Umgebung und letzten Endes die Überlebensfähigkeit der Seele.
Woke up Blind
Choreografie Marco Goecke
Dramaturgie Nadja Kadel
Einstudierung Hedda Twiehaus
Musik Jeff Buckley
Licht Udo Haberland
Bühnenbild und Kostüme Marco Goecke
The Statement
Choreografie Crystal Pite
Einstudierung Ander Zabala
Musik Owen Belton
Skript Jonathon Young
Stimmaufnahme Meg Roe, Colleen Wheeler, Andrew Wheeler, Jonathon Young
Licht Tom Visser
Bühnenbild Jay Gower Taylor
Kostüme Crystal Pite, Joke Visser
The missing door
Choreografie Gabriela Carrizo
In Co-Kreation mit Lydia Bustinduy, César Faria Fernandes, Fernando Hernando Magadan, Marne van Opstal, Roger van der Poel, Meng-ke Wu, Ema Yuasa
Einstudierung Anders Hellström
Musik Raphaëlle Latini
Licht Tom Visser
Bühnenbild und Kostüme Gabriela Carrizo
Safe as Houses
Choreografie Sol León and Paul Lightfoot
Einstudierung Anders Hellström, Ander Zabala
Musik Johann Sebastian Bach
Licht Tom Bevoort
Bühnenbild und Kostüme Sol León and Paul Lightfoot