Reading Group
Thinking Together

The War Machine Has Been Televised

Sound, style and timing of Deleuze & Guattari’s political theory
Thinking Together – Reading Group

Haus der Berliner Festspiele

Haus der Berliner Festspiele

© Phillip Aumann

  • In englischer Sprache

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Gilles Deleuze & Félix Guattari haben mit ihrem politisierten und kollektiven philosophischen Stil der „Schizoanalyse“ entscheidende Impulse und Sounds der künstlerischen Avantgarden ihrer Zeit aufgenommen und in eine außergewöhnliche politische Theorie verwandelt. Die virtuellen Potenziale dieser Konzepte sind nicht ansatzweise ausgeschöpft (so die These dieser Reading Group). Das Projekt „Kapitalismus und Schizophrenie“ („Anti-Ödipus“ und „Tausend Plateaus“) hat auf historische Sackgassen linker Politik weitläufig reagiert und seitdem verschiedene Rezeptionswellen durchlaufen. Als Pop-Philosophie diente es insbesondere linken kulturellen Milieus und den Künsten als Stichwortgeber. Diese Aneignungen hatten jedoch oft etwas Oberflächliches, und in gewisser Weise bewegten sich D&G immer asynchron zum Zeitgeist und gegen den Strich der sozialen Resonanz ihrer Arbeit (schlechtes Timing?). Erst im Lichte von 9/11 und der chaotischen Ereignisse, die sich seit den Anschlägen auf das World Trade Center in New York weltweit entfalten, begann das konzeptuelle Zusammenspiel von „nomadischer Kriegsmaschine“, „Urstaat und kapitalistischer Axiomatik“ gefährlich zu funkeln – eine pragmatische und konzeptuelle Weitsicht wurde offenbar. Der Aufstieg und Fall des „Arabischen Frühlings“, die Gründung und der Zusammenbruch des sogenannten „Islamischen Staats“, die Wahl von Donald Trump und die Wiederkehr des Faschismus auf der Weltbühne sind Symptome dieses Chaos. Aus der Perspektive der Künste würde sich das Verhältnis zur Philosophie von D&G jedoch umdrehen. Sie ist jetzt nicht mehr wild wucherndes Reservoir von verführerischen Konzepten, sondern komplizierte Herausforderung an die von der kapitalistischen Axiomatik verschlungenen Produktionsbedingungen der Künste selbst. Die Veranstaltung versucht sich dieser Perspektive zu nähern und sie zu entfalten.

Reading Group mit Nicolas Siepen