Claire Vivianne Sobottke: Strange Songs
27.06.–02.07.2018
Zur Ausstellung „Welt ohne Außen“

Claire Vivianne Sobottke
© the artist
Wenn Musik als ein Ersatz für Sprache angesehen werden kann, dann muss doch das Singen eine Art des Sprechens sein. Das Singen durchbricht die Hierarchie der rationalen Sprache und vermag es, die Sache selbst anzusprechen – das, was wir nicht in Worte fassen können. Das Singen ist genauso risikobehaftet wie das Aussprechen der Wahrheit. Über den Zeitraum einer Woche wird Claire Vivianne Sobottke gemeinsam mit dem Komponisten Tian Rotteveel ihre Arbeit „Strange Songs“ in die Ausstellung installieren: „Strange Songs“ ist ein Konzert, aus dem eine Reihe merkwürdiger Lieder (also: strange songs) hervorgeht. Jeder Song und jede Stimme erfindet eine ganz spezifische Situation: eine Art zu tanzen, eine zeitweise Identität oder eine Figur. Ein Quelle von „Strange Songs“ sind Lieder aus verschiedenen Genres, die in unserer Kultur existieren, und ihre jeweiligen unverwechselbaren Gesangsarten: Arien und Oper als klassische Verkörperung des Affekts, Punksongs als Form des Widerstands, das Klagelied als musikalisches Weinen, Raptitel als politische Stimme, Heavy Metal als Bejahung von Intensität und Lärm. „Strange Songs“ ist ein sinnlicher Monolog; die Stimme bewegt sich zwischen persönlich und politisch, zwischen Prosodie und Whistleblower, Liebe und Terror. Sie wird zum Instrument für Verkörperung und Exorzismus, für das Sprechen der Wahrheit und die Schaffung von Lügen, für Verführung und Ruf. Sie manipuliert und stellt fest, sie reinigt und heilt. Durch Fragmentierung, Dekonstruktion, „Strangifizierung“ und die Intensivierung der Stimme entsteht eine hyper-physische Gesangsweise, die selbst eine Art zu tanzen sein kann.