Lou Drago: Suspending Time – Meditations for accessing alternate space/time in music
08.06. bis 05.08.2018, verschiedene Termine
Workshop zur Ausstellung „Welt ohne Außen“

Lou Drago
© the artist
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Die Teilnahme an allen Workshops im Rahmen von „Welt ohne Außen“ ist kostenlos (mit Ausstellungsticket).
Die WoA-Dauerkarte berechtigt für die gesamte Laufzeit zum Besuch der Ausstellung sowie zur Teilnahme an allen Workshops und Aufführungen.
Voranmeldung:
Spontane Teilnahme ist möglich und erwünscht.
(Begrenzte Platzkapazitäten, Zutritt jeweils nach Verfügbarkeit.)
Weitere Informationen bei Anmeldung
Vergangene Termine
„Musik macht die Zeit hörbar.“
Susanne Langer
Dem Großteil westlicher Musik hören wir üblicherweise innerhalb eines linearen Rahmens zu, erinnern uns an das, was wir schon gehört haben und erwarten das, was als nächstes kommen wird. Oft können wir, ohne ein Musikstück je vorher gehört zu haben, die nächste Phrase anhand dessen erahnen, was die bereits gehörte Musik nahelegt. David Huron erklärt, dass genaues Vorhersagen für uns mit evolutionären Vorteilen verbunden ist und wir deshalb „dafür prädisponiert sind, uns zu freuen, wenn unsere Erwartungen erfüllt werden.“ Diese sofortige Belohnung lockt die Zuhörer*innen in die Falle einer linearen Zeitlichkeit – wenn allerdings die Wiederholung solange andauert, dass die Erinnerung überflüssig wird, wird eine andere Art des Zuhörens möglich.
Jonathan Kramer führte das Konzept der vertikalen Zeit ein, nachdem er eine Aufführung von Erik Saties „Vexations“ erlebt hatte. Kramer war mit dem Gefühl konfrontiert, den Informationsgehalt des Stücks ausgeschöpft zu haben und empfand „Langeweile, ein Gefühl des Gefangenseins durch dieses sich hoffnungslos wiederholende Stück.“ Die Erfahrung der Zeit verlangsamte sich zunehmend, bis zu dem Punkt, an dem sie stillzustehen schien. Aber durch diese Langeweile entdeckte Kramer eine andere Art des Zuhörens. Er war befreit von Überlegungen zu Vergangenheit und Zukunft der Musik und die Gegenwart dehnte sich aus. Plötzlich wurde es möglich, sich in die „vertikale Zeit des Stücks“ zu begeben.
Man kann eine direkte Linie zwischen diesem alternativen Modus des Musikhörens und zahlreichen Praktiken von Meditation und Achtsamkeit ziehen, die der Konzentration auf die Gegenwart eine ähnlich große Bedeutung einräumen. Lou Drago, Host von Transience, sieht die Meditation als eine Methode, das Denken zu vermeiden um eine Zeit lang die Last des Selbst-Bewusstseins und anderer Ängste zu verringern. Im Rahmen des Workshops denkt Drago über verschiedene Arten von Musik nach, die die Erfahrung vertikaler Zeit verstärken können. Zweimal pro Woche wird das Programm mit einer einstündigen Hör-Session beginnen. Die Besucher*innen werden eingeladen, mit der Musik zu interagieren und zu versuchen, eine Aufhebung der Zeit zu erleben. Die Grundannahme ist, dass die beiden Faktoren Meditation und vertikales Zuhören ineinander greifen. Die Erfahrung der vertikalen Zeit kann eine meditative Wirkung haben, allerdings muss man im Grunde bereits meditieren – also von bewussten Gedanken befreit sein –, um die Zeit vertikal erfahren zu können.
Diese Stücke werden gleichzeitig auf Cashmere Radio ausgestrahlt und machen es damit Zuhörer*innen im Museum und andernorts möglich, sich mit der Arbeit zu verbinden. Da diese Arbeit spekulativ beschaffen ist, ist das Feedback des Publikums zu seinen Erfahrungen sehr willkommen.