Konzert
Pierre-Laurent Aimard II

Pierre-Laurent Aimard

Klavierabend

Ein technisch und musikalisch herausforderndes Programm zeigt Pierre-Laurent Aimard in seinem zweiten Klavierabend: Schon Beethovens „Hammerklaviersonate“ verlangte von den Pianisten das Äußerste ab. Lachenmanns vielschichtige „Serynade“ erfordert darüber hinaus noch eine virtuose Pedaltechnik.

Treppe

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Fotograf unbekannt

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Was ist Größe in der Musik? Vor dem Verweis auf das Geistige sei festgehalten: Größe hat auch in der Tonkunst ein physisches Maß – Weite, Höhe, Umfang, Zeit, Dichte, Gewicht, Auftritt und Erscheinung. Als Ludwig van Beethoven seine B-Dur-Sonate op. 106 als große, gar als seine größte ankündigte (kein Ton war noch notiert), da meinte er alles: Keine andere aus seiner Feder ist länger, keine kompakter in Klang, Griffweise und Satztechnik, keine umfassender im Sinne der Genres, die sie umschließt – Symphonie, Arie, Lied, Chor, Tanz, Fuge. Und doch ist sie ganz und gar pianistisch konzipiert, erforscht und strapaziert: Klavierklang und Klavierspiel bis an die Grenzen, auch an die suggestiven. Zwischen den letzten Symphonien geschrieben, greift sie nach deren öffentlicher Bedeutung und Resonanz – aber als Klavierwerk, als Kundgabe des Einzelnen.

Ging es Beethoven um den Auftritt des Klavierklangs, so ging des Helmut Lachenmann in der „Serynade“ um dessen Erhaltung, denn physisch verflüchtigt sich der Klavierton schnell. Er kann weiterwirken, wenn man vor seinem Anschlag Tasten stumm drückt, die seinem Obertonspektrum entsprechen; man erhält dann zarte, farbige Resonanzfelder. Man kann das Haltepedal bedienen, das alle oder gezielt bestimmte Dämpfer aufhebt; dann verfließen die Impulsfolgen, oder es werden einzelne Klänge wie Skulpturen hervorgehoben. Man kann Töne und Klänge mehr oder weniger schnell repetieren. Die „Serynade“ fordert eine exzellente Manual- und Pedaltechnik –im sechsten der sieben Teile, dem Gipfel des Ganzen, auch virtuose Sensibilität für das instrumentale Innenleben.

Übrigens enthalten beide Großtaten sehr persönliche Widmungen. Mit dem Buchstaben, der in Lachenmanns Werktitel vom üblichen Begriff abweicht, beginnt der Vorname seiner Frau Yukiko Sugawara, der er das Werk zueignete. Auf den ersten Takt der „Hammerklaviersonate“ ließ Beethoven in einer Huldigungsmusik „Vivat, vivat, Rodolfo“ singen. Dem Erzherzog Rudolf von Habsburg widmete er sein Opus 106.

Konzertprogramm

Ludwig van Beethoven (1770 – 1827)
Klaviersonate op. 106 B-Dur (1817/18)
„Hammerklaviersonate“

Helmut Lachenmann (*1935)
Serynade
Musik für Klavier (1997/98)

Besetzung

Pierre-Laurent Aimard Klavier

Eine Veranstaltung der Berliner Festspiele / Musikfest Berlin