Europas Mitte um 1000
Ein deutsch-polnisch-slowakisch-tschechisch-ungarisches Ausstellungsprojekt
13. Mai bis 19. August 2001
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13. Mai bis 19. August 2001
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Gropius Bau
Europas Mitte formierte sich im 10. Jahrhundert mit dem Eintritt in den abendländischen Kulturkreis. Heute, zu Beginn des dritten nachchristlichen Jahrtausends, bilden die gemeinsamen geistig-kulturellen Wurzeln mit den osteuropäischen Nachbarn ein wichtiges Fundament für die Zusammenarbeit in der Europäischen Union.
Ausgangspunkt für die Ereignisse vor rund 1000 Jahren war der Übertritt der Fürsten im Osten zum Christentum und die Begründung der christlichen Dynastien der Premysliden Böhmen, der Piasten in Polen und der Arpaden in Ungarn. Aus diesen Herrscherhäusern sollten bald erste Heilige und bedeutende künftige Landespatrone hervorgehen: Herzog Wenzel in Böhmen, Bischof Adalbert in Polen und König Stephan in Ungarn. Das universelle Missionsverständnis des jungen römischen Kaisers Otto III. und seines Mentors Papst Silvester II. machte die neuen östlichen Herrscher zu Helfern bei der Ausbreitung des Christentums. „Renovatio Imperii Romanorum“ lautete die Devise: Erneuerung des Römerreiches.
Die Ereignisse um 1000 bildeten im 19. Jahrhundert den Stoff für unterschiedliche Vergangenheitsmythen, die zum Teil bis heute das Bewusstsein der Nationen über den Beginn ihrer Geschichte prägen. Zu fragen ist: Stimmen diese Vorstellungen mit den historischen Tatsachen überein?
Für die Ausstellung erarbeiteten über 200 Archäologen, Historiker und Kunsthistoriker in enger Zusammenarbeit und über die politischen Grenzen hinweg nach neusten Forschungsergebnissen eine Darstellung von der Integration der Westslawen und Ungarn in das christlich-lateinische Abendland. In vielfältigen Inszenierungen wurde dem Besucher die Faszination der frühmittelalterlichen Lebens- und Geisteswelt um 1000 vor Augen geführt. Rund 2800 Exponate aus zwölf europäischen Staaten erlaubten den umfassenden Vergleich von Alltagskunst, liturgischer Kunst und Herrschaftssymbolik.
Prunkstücke von nationaler Bedeutung wie Helm und Kettenhemd des Hl. Wenzel aus der Schatzkammer der Prager Burg, das Schwert des Hl. Stephan, das 1304 als Teil der ungarischen Kronjuwelen erwähnt wurde, oder zwei Säulen aus der Empore der Aachener Pfalzkapelle, die als Leihgaben für dieses engagierte Ausstellungsprojekt bereitgestellt wurden, signalisierten die internationale Bedeutung von „Europas Mitte um 1000“.