Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin I
Anne Schwanewilms, Sopran
Vladimir Jurowski, Leitung
Bach | Berg | Webern | Schnittke
Vladimir Jurowski und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin starten beim Musikfest Berlin mit gleich zwei Konzerten in die neue Saison: am 5. und am 11. September. Das Programm des ersten Konzerts erinnert an die Musik Anton Weberns, die den Klang des 20. Jahrhunderts prägte und sich von der Tradition der Wiener Klassik her verstand. Im ersten Konzert des RSB werden die die Variationen für Orchester Anton Weberns mit den expressiven Torsi aus Alban Bergs „Wozzek“-Oper verbunden. Gegenüber gestellt wird Alfred Schnittkes „Concerto grosso Nr. 1“ – Schnittkes Kommentar zur Idee des barocken Concerto grosso.

Odilon Redon, „L’œil, comme un ballon bizarre, se dirige vers l’infini“, Série pour Edgar Poe, 1882
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Vergangene Termine
„Der 15. September 1945, Anton Weberns Todestag, sollte ein Trauertag für jeden aufnahmefähigen Musiker sein. Wir haben nicht nur diesen großen Komponisten zu verehren, sondern auch einen wirklichen Helden. Zum völligen Misserfolg in einer tauben Welt der Unwissenheit und Gleichgültigkeit verurteilt, bleibt er unerschütterlich dabei, seine Diamanten zu schleifen, seine blitzenden Diamanten, von deren Minen er eine so vollkommene Kenntnis besaß“, schrieb Igor Strawinsky 1955, als Weberns Werk zum Gründungsklang einer neuen Epoche der Musik werden sollte. 75 Jahre nach Kriegsende und der Befreiung der nationalsozialistischen Konzentrationslager erinnern im Beethoven-Jubiläumsjahr Vladimir Jurowski und das Rundfunk- Sinfonieorchester Berlin in ihrem ersten Musikfest Berlin-Konzert an diesen bedeutenden Komponisten, der durch einen versehentlichen Schuss während einer amerikanischen Militärrazzia ums Leben kam.
Kombiniert werden die Webernschen „Diamanten“ mit den „Wozzeck“-Bruchstücken von Alban Berg und dem „Concerto grosso Nr. 1“ von Alfred Schnittke. Schnittke formuliert mit dieser Komposition für zwei Violinen, einem präparierten Klavier und Streichern 1977 einen polystilistischen Kommentar auf die barocke Idee des intensiven Dialogs zwischen Orchester und Solisten, bei dem er die Grundrahmung des Concerto grosso nutzt, um darin viele weitere Musiken erscheinen zu lassen: sowjetische Schlager, nostalgische, atonale Serenaden, Anklänge an Corelli, ein Tango gespielt auf einem Cembalo, sowie Versatzstücke aus Schnittkes eigenen Filmmusiken. Im Auftakt des Konzertprogramms findet sich ebenfalls der Name Webern, hier mit einer Bearbeitung von Johann Sebastian Bachs „Fuga“ aus „Das Musikalische Opfer“. Hierin – in der Hinwendung zur Klassik und zu Bach – schlägt das Konzertprogramm eine Brücke von Webern zu Schnittke und bietet eine Auseinandersetzung auf der Folie der Moderne der Wiener Schule bzw. Postmoderne.
Konzertprogramm
Johann Sebastian Bach (1685 – 1750)
Fuga
(2. Ricercar) a sei voci
aus Das Musikalische Opfer (BWV 1079/5)
(für Orchester gesetzt von Anton Webern) (1935)
Alban Berg (1885 – 1935)
Drei Bruchstücke aus Wozzeck
für Sopran, Kinderchor* und Orchester op. 7 (1917 – 1922)
(reduzierte Orchesterbesetzung in Anlehnung an die Fassung von Eberhard Kloke)
Text von Georg Büchner
Anton Webern (1883 – 1945)
Variationen für Orchester op. 30 (1940)
Alfred Schnittke (1934 – 1998)
Concerto grosso Nr. 1
für 2 Violinen, Cembalo, präpariertes Klavier und Kammerorchester (1977)
Besetzung
Anne Schwanewilms Sopran
Erez Ofer Violine
Nadine Contini Violine
Helen Collyer Cembalo und Klavier
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Vladimir Jurowski Leitung
Programm- und Besetzungsänderungen vorbehalten
*Mitwirkung des Kinderchores unter Vorbehalt