Halim El-Dabh
Leila and the Poet – da lalala ti-ra
Eine filmische Hommage an Halim El-Dabh von Jasmina Metwaly
Die Künstlerin und Filmemacherin Jasmina Metwaly geht in ihrem Filmessay der Frage nach, welche Mechanismen zum Ausschluss des Komponisten und Erfinders Halim El-Dabh aus dem Kanon der Musikgeschichte geführt haben.

Eine frühe Form grafischer Notation aus Ägypten (Ausschnitt), dokumentiert in dem Buch „Musicologie pharaonique“, Kehl am Rhein 1956 des Musikethnologen Hans Hickmann.
Vergangene Termine
- Dienstag, 23.3.2021
- 19:00
- online
Wer kennt Halim El-Dabh? In welchem Lehrbuch steht, dass der ägyptisch-amerikanische Komponist die musique concrète erfunden hat – noch vor Pierre Schaeffer? Wo sind die Rezensionen, Monografien und Festivals, die sein Werk feiern, das doch zu den Meilensteinen der Musik des 20. Jahrhunderts gehört? Welche Mechanismen führten zum Ausschluss Halim El-Dabhs aus dem Kanon? In ihrem „Sonic Letter to Halim El-Dabh“, produziert 2020 von Deutschlandfunk Kultur / Klangkunst, versuchte die Kuratorin und Klangkünstlerin Kamila Metwaly die Zeit gegen die westliche musikalische Avantgarde zu beugen und die Geschichte zu remixen. Für MaerzMusik 2021 schuf die ägyptisch-polnische Künstlerin, Filmemacherin und Aktivistin Jasmina Metwaly diesen Filmessay, der auf dem Sonic Letter ihrer Schwester basiert.
In „Leila and the Poet – da lalala ti-ra“ werden wir Kamila Metwalys „Sonic Letter to Halim El-Dabh“ hören, der mit El-Dabhs „elektronischem Drama“ von 1959 mit dem Titel „Leiyla And The Poet“ verwoben ist, einem Werk, das lose auf einem Epos in persischer Sprache „Majnun Leiyla“ des aserischen Dichters Nizami aus dem 12. Jahrhundert beruht.
Als eine Art nahöstliche Version von „Romeo und Julia“ dreht sich die Geschichte um die Liebe des jungen Mannes Majnun zu der schönen Leiyla, seiner Cousine. Seine Liebe wird jedoch durch die strengen Stammesgesetze vereitelt, die Majnun in den Wahnsinn treiben und ihn dazu zwingen, seine Liebe in poetische Visionen zu kanalisieren. Obwohl vor Jahrhunderten geschrieben, empfand Halim El-Dabh den Text als „relevant für die heutige Zeit, besonders was die Situation der Frauen betrifft; obwohl Frauen heute als befreiter angesehen werden, sind sie in Wirklichkeit immer noch durch den Wahnsinn der männlichen Besitzansprüche gefesselt.“ Durch Leiylas „wogende Sinustöne“ und den Klang von Majnuns menschlicher Stimme lässt uns das Ende des Films, wie Halim, spekulieren. Was ist mit den beiden passiert, was ist das Ende der Geschichte? Eine Spekulation, die von zukünftigen Geschichtenerzähler*innen fortgesetzt werden kann.
Leila and the Poet – da lalala ti-ra
Ein Film von Jasmina Metwaly
DE 2021, ca. 30 min
Auftrag von MaerzMusik – Festival für Zeitfragen
Filmpremiere