Konzert

Berliner Philharmoniker

Jakub Hrůša, Leitung
Neuwirth (UA) | Bruckner

Ein musikalisches Kalligramm hat Olga Neuwirth ihr Werk „Keyframes for a Hippogriff“ genannt, das die Berliner Philharmoniker unter Jakub Hrůša erstmals aufführen. Ein bezugsreiches Spiel der Vieldeutigkeit, welches auch die verschiedenen Fassungen der Brucknersinfonien kennzeichnet.

Olga Neuwirth

Olga Neuwirth

© Harald Hoffmann

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Das Neue ist mehr als ein Vorspruch zum Tradierten. Es setzt die Perspektiven. In Olga Neuwirths Kompositionen kommen sie aus und weisen sie stets in mehrere Richtungen. Eindeutigkeit entspricht nicht dem Wesen der Kunst. Neuwirth „schafft ein vielsinniges Beziehungsnetz, indem sie nicht nur musikalische, sondern auch Elemente aus dem täglichen Leben, aus Literatur, Wissenschaft und Film einbezieht. Ihre Werke sind Reisen in Zeit und Raum. Manchmal zitieren sie Vergangenes (sie nennt dies ‚Räume der Erinnerung‘) und meinen die Gegenwart. Aus Schnipseln unterschiedlichster Art entsteht ein Geflecht, das die Hörer in einen Mahlstrom der Empfindungen zieht“ – durch die unmittelbare Wirkung ihrer Musik.

Kunst ist unberechenbar, ihre Eindeutigkeit oft nur eine Mischung aus Wunsch und Anschein. Beispiel Anton Bruckner: Nicht nur von seiner Vierten Symphonie existieren mehrere Fassungen. Welche die gültige sei, wurde lange mit dem Hinweis auf die Version „letzter Hand“ beantwortet. Doch bei ihr waren oft noch andere Hände als Bruckners eigene am Werk. Unter anderem deshalb setzte sich mehr und mehr die Haltung durch, die verschiedenen Fassungen als unterschiedliche Ansichten einer Werkidee zu betrachten. Bei der Vierten werden auch die Erinnerungsräume, die Bruckner im Untertitel „Die Romantische“ andeutet, jeweils anders ausgeleuchtet. Unterschiedlich gerät weniger der Aufbruch des Werkes mit seinen auffordernden Hornrufen, sondern vor allem die Ankunft im Finale. Der heitere Charakter der ersten beiden Versionen erscheint in der dritten zurückgenommen und eingedunkelt, die große Schlussgeste reckt sich ins Zwielicht.

Konzertprogramm

Olga Neuwirth (*1968)
Keyframes for a Hippogriff
Musical Calligrams in memoriam Hester Diamond
für Countertenor, Kinderchor und Orchester (2019)
Auftragswerk der Stiftung Berliner Philharmoniker gemeinsam mit dem New York Philharmonic und dem Royal Stockholm Philharmonic Orchestra
Uraufführung

Anton Bruckner (1824 – 1896)
Symphonie Nr. 4 Es-Dur WAB 104 (Fassung 1878/1880)

Besetzung

Andrew Watts Countertenor

Tölzer Knabenchor
Michael Hofstetter Einstudierung
Berliner Philharmoniker
Jakub Hrůša Leitung

Veranstaltungen der Stiftung Berliner Philharmoniker in Kooperation mit Berliner Festspiele / Musikfest Berlin