Konzert
Gastspiel : Paris

Les Siècles, Rundfunkchor Berlin

François-Xavier Roth, Leitung
Igor Strawinsky

Einmal durch die verschiedensten Stationen von Strawinskys kompositorischem Schaffen führt uns François-Xavier Roth mit seinem Orchester Les Siècles – von dem frühen Skandalstück „Le Sacre du Printemps“ über das neobarocke „Concerto en ré“ für Streichorchester bis zum „Canticum Sacrum“ aus dem Jahr 1955, einem musikalischen Denkmal des Markusdoms in Venedig.

Paolo Monti, Piazza di San Marco, 1977

Paolo Monti, Piazza di San Marco, 1977

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Vergangene Termine

Strawinsky im Rückblick

Innerhalb von vier Tagen spielt Isabelle Faust beide Violinkonzerte Strawinskys: am 16. September das kleine; es ist Teil eines Bühnenstücks, der „Geschichte vom Soldaten“; drei Tage zuvor das große, das Strawinsky 1930/31 auf Anregung seines Verlegers für den polnisch-amerikanischen Geiger Samuel Dushkin schrieb: Mit der Uraufführung – das Berliner Rundfunk-Sinfonieorchester spielte damals unter Strawinskys Leitung – begann eine enge Freundschaft der beiden Künstler. Isabelle Fausts Partner ist das Orchester Les Siècles, das sein Repertoire aus allen Epochen seit dem Barock auf zeittypischen Instrumenten spielt und den Eigenklang einer Ära zur Basis für die Kommunikation über die historische Distanz hinweg macht.

Mit Strawinsky sind die Musiker*innen bestens vertraut. Ihre Aufnahme der drei frühen Ballette „Der Feuervogel“, „Petruschka“ und dem „Sacre“ erhielt 2015 den Jahrespreis der Deutschen Schallplattenkritik und den Edison Classical Music Award. Ihr Musikfest Berlin-Programm nimmt drei Stationen des Komponisten in den Blick: den Übergang ins Spätwerk, der sich mit dem letzten Ort seiner Wahl verbindet; die Auseinandersetzung mit der Formensprache des Barock samt ihren modernen Möglichkeiten und die (Skandal-)Erfolge, die den jungen Komponisten binnen kurzer Zeit zum Großstadtgespräch in Paris machten.

Das „Canticum sacrum“ und der „Sacre du printemps“ stehen wie Antipoden zueinander. Das eine enthält biblische Texte rund um das Markus-Evangelium, der andere geht Bildern aus dem heidnischen Russland nach. Dem einen liegt eine strenge, architektonische Struktur zugrunde, der andere gipfelt in der Ekstase des Menschenopfers. Das „Canticum“ gehört zur Werkreihe nach kirchlichen Texten, die sich seit der „Psalmensymphonie“ durch Strawinskys Œuvre zieht und sich im Spätwerk verdichtet. Der Komponist sucht die Vermittlung zwischen orthodoxer und katholischer Christlichkeit, zwischen Ost- und Westkirche und -kultur. Venedig, die Kunst-Stadt, in die es ihn immer wieder zog, bot solchen Gedanken das ideale Ambiente, denn dort amtierte neben den katholischen auch ein orthodoxer Würdenträger, und Markus, dem Verfasser des ältesten Evangeliums, war die Hauptkirche gewidmet. Ihre architektonische Konstruktion verwandelte Strawinsky in musikalische Form. „Canticum“ und „Sacre“ bilden nicht nur zwei Pole in einem großen musikalischen Œuvre, sie entsprechen auch zwei gegen- und ineinanderspielenden menschlichen Kräften, die durch Rituale teils freigesetzt, teils gebändigt werden.

Konzertprogramm

Igor Strawinsky (1882 – 1971)
Canticum sacrum ad honorem Sancti Marci nominis (1955)
für Tenor, Bariton, Chor und Orchester

Concerto en ré (1931)
für Violine und Orchester

Le sacre du printemps (1911 – 1913)
für großes Orchester

Die Igor Strawinsky und Carlo Gesualdo gewidmeten Gastspielkonzerte am 31. August, 6., 8., 13. und 15. September werden gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds und der Aventis Foundation.

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Eine Veranstaltung der Berliner Festspiele / Musikfest Berlin