TNI Opening Marathon
Agnieszka Polska, Robert Lippok & Lucas Gutierrez, Theo Triantafyllidis & Sun Araw, David OReilly, John Whitney, Bill Ham & Kara-Lis Coverdale, Leif Randt
Am Eröffnungsabend bespielen wir mit sieben Fulldome-Arbeiten das Planetarium als Galerie der Zukunft.

VHW7
© Theo Triantafyllidis & Sun Araw & Tomo Jacobson
- 120 min
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Agnieszka Polska: The Happiest Thought
Vor über 250 Millionen Jahren ereignete sich das größte Artensterben der Erdgeschichte, in dessen Verlauf bis zu 90 Prozent der Vegetation ausgelöscht wurde. „The Happiest Thought“ ist die erste Fulldome-Arbeit der bildenden Künstlerin Agnieszka Polska und erweckt die damals zerstörte Biosphäre der Erde auf poetische Weise erneut zum Leben. Ihr Ausgangspunkt ist der „glücklichste Gedanke“ des Physikers Albert Einstein, der ihn 1915 zur Formulierung seiner Allgemeinen Relativitätstheorie inspirierte. Einsteins Text wird durch den US-amerikanischen Performancekünstler Geo Wyeth gesungen und auf diese Weise Teil einer hypnotisch-betörenden Séance.
Robert Lippok & Lucas Gutierrez: Non-Face
„Fake-Objekte“ sind Gegenstände, die zwar realistisch aussehen, aber in der physischen Welt unmöglich existieren können: so wie das Penrose-Dreieck, dessen drei Balken jeweils im rechten Winkel zueinander zu stehen scheinen und dennoch zu einem Dreieck verbunden sind. Für ihre erste gemeinsame Fulldome-Arbeit entwickelten der Klangkünstler Robert Lippok und der Digitalkünstler Lucas Gutierrez fantastische Objekte andersartiger Dimensionen – und damit verbunden neue klangliche Räume.
Theo Triantafyllidis & Sun Araw: VHW7
Die Fulldome-Arbeit „VHW7“, die wir in Kooperation mit der Athens Biennale präsentieren, erkundet den gleichnamigen Planetoiden als galaktische Skulptur. Ein experimenteller Soundtrack führt durch gemorphte Bildwelten, die das stellare Objekt und seine fremdartigen Ökosysteme zeigen: schwebende Ionenblasen und Erzlagerstätten, phosphoreszierende Anomalien und biologische Phänomene. Angesichts der Komplexität dieses Zwergplanetoiden drängt sich die Frage auf, welche Kräfte und Akteur*innen sie hervorgebracht haben.
David OReilly: The End of Stories
„The End of Stories“ ist eine Collage aus 37 Geschichten von Menschen aus aller Welt, die versuchen, die Turbulenzen des Lebens mit der Pandemie zu meistern. Die anonymen Anrufer*innen bringen ihre privaten Gedanken und Gefühle zum Ausdruck, und keine*r von ihnen ist in der Lage, sich die Zukunft vorzustellen. Jeder Bericht wird visuell durch Kaskaden aus choreografiertem Weltraumschrott dargestellt, die durch die Stimmen der jeweilig Sprechenden animiert werden. „The End of Stories“ schließt an David OReillys „Corona Voicemails“-Trilogie an und erweitert sie in eine immersive Fulldome-Erfahrung.
John Whitney: Homage to Rameau
Der Computergrafik-Pionier John Whitney (geboren in Altadena, Kalifornien; 1917-1995) gilt als einer der ersten Verwirklicher des Traums, eine Kunst zu schaffen, die so aussieht, wie Musik klingt. Zu seinen Errungenschaften gehört die Erfindung eines mechanischen Apparats, der ihm ermöglichte, abstrakte Formen im visuellen Medium zu choreografieren. Auf diese Weise war Whitney im Stande, in seinen Filmen die Gesetze und Grundlagen der Musik sichtbar zu machen und komplementäre Wechselwirkungen von Klang und Bild zu entdecken. „Homage to Rameau“ ist eine bisher unveröffentlichte Arbeit des Künstlers aus dem Jahr 1967, die im privaten Rahmen in 16mm vorgeführt und für die 2021er-Uraufführung in ein digitales Format übertragen wurde. Mit dem Zeiss-Großplanetarium als Aufführungsort dieser digitalen Premiere des neu gemasterten und restaurierten Films wird an die berühmten Vortex-Konzerte im Morrison Planetarium von San Francisco erinnert, wo die Filme von Whitneys Bruder James gezeigt wurden. Die Vortex-Konzerte gelten als Keimzelle des kulturellen Umbruchs, der Ende der 1960er-Jahre in einer Bewegung gipfelte, die John Whitneys Werk schließlich im kulturellen Kanon verankerte. „Homage to Rameau“ basiert auf der Komposition „La Timide et Tambourin“ von Jean-Philippe Rameau.
Bill Ham & Kara-Lis Coverdale & Emi Ito: Light Painting #2
Für Bill Ham stellen spontane Projektionsmalerei und „Lichtshows“ eine Fortsetzung des abstrakten Expressionismus dar. Schon in den frühen 1960er-Jahren entdeckte er, dass die Arbeit mit Overhead-Projektoren ein Kontinuum von Bildern ermöglicht, bei dem Komposition, Ausführung und Präsentation gleichzeitig stattfinden. In Hams früheren Live-Performances wurde diese „Gegenwartskunst“ vom Künstler und von den Betrachtenden in Echtzeit geteilt. Und für die neuen Kompositionen wurden seine Studio-Sessions digital aufgezeichnet, neu arrangiert und für die Projektion in die Kuppel des Zeiss-Großplanetariums adaptiert.
Leif Randt: Fokus Color Italia
In deutscher Sprache
Bereits mit seinen utopischen Romanen „Schimmernder Dunst über CobyCounty“ und „Planet Magnon“ begab sich Leif Randt auf die Suche nach anderen Welten jenseits der hard feelings. Sein Planetariums-Debüt feiert der Autor mit der assoziativen Audiocollage „Fokus Color Italia“, in der wir die kritische Unternehmerin Joelle von der Mosel und das junge App-Genie Sina vom Chiemsee auf eine spätsommerliche Urlaubsfahrt begleiten.