Jazzfest Berlin – Johannesburg
Shane Cooper and the Dinaledi Chamber Ensemble // Nate Wooley: „Columbia Icefield“
EJN-Award for Adventurous Programming
Mit seinem Projekt „Columbia Icefield“ realisiert der Trompeter Nate Wooley seinen ganz eigenen Entwurf von Ambient: voller widerspenstiger Einschübe, feiner Dissonanzen und atmosphärischer Umschwünge. Per Livestream stellt der tief in der kreativen Szene von Johannesburg verwurzelte Bassist und Komponist Shane Cooper seine neueste Arbeit vor.

Nate Wooley: „Columbia Icefield“ // Shane Cooper
© Chris Weiss / Aubrey Jonsson
Vergangene Termine
Livestream aus Johannesburg / ca. 30 min
Shane Cooper and the Dinaledi Chamber Ensemble
Der Bassist, Bandleader und Produzent ist über die letzten Jahre zu einer zentralen Figur der Szene in Johannesburg geworden. Er lässt mit kreativem, postmodernem Verve unterschiedlichste Traditionen aufeinanderprallen und amalgamiert sie mit elektronischen Elementen. Funk-und Rockrhythmen treiben den hochenergetischen Sound seiner Band Matuba an, die auch von der britischen New-Jazz-Szene beeinflusst ist – zu hören etwa auf dem mitreißenden Album „Welcome to This World” von 2018. Zuletzt hatte Cooper bei seinem Happenstance-Projekt als Produzent den Hut auf. Dabei brachte er südafrikanische Musiker*innen in verschiedenen Line-ups zum Improvisieren zusammen und setzte sein kreatives Skalpell bei der Post-Produktion an. Das Ergebnis ist berauschend, so hypnotisch wie intensiv. Für die Auftragsarbeit des Jazzfests Berlin spielt Cooper mit dem Dinaledi Chamber Ensemble zusammen, zu dem neben der folkloristisch interessierten, vielseitigen Performerin Cara Stacey auch der Gitarrist Reza Khota und der Pianist Bokani Dyer gehören. Geloopte Elemente und eine dynamische Tanz-Performance verbindet Cooper mit Post-Bop, der immer wieder seine Form sucht. So entsteht eine Art dreidimensionale Musique concrète.
Shane Cooper Bass, E-Bass, Synthesizer, Loops
Bokani Dyer Klavier
Cara Stacey Gesang, Musikbogen, traditionelle Instrumente aus dem südlichen Afrika
Linda Sikhakhane Saxofon
Reza Khota Gitarre
Lulu Mlangeni Tänzer
Im Auftrag von Berliner Festspiele / Jazzfest Berlin in Zusammenarbeit mit Jess White
Dieses Konzert ist Teil von Jazzfest Berlin – Johannesburg
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10. EJN-Award for Adventurous Programming
Preisverleihung des Europe Jazz Network an das Jazzfest Berlin
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Livekonzert in Berlin / ca. 50 min
Nate Wooley: „Columbia Icefield“
Nate Wooley, Trompeter und unermüdlicher Klangforscher, erkundet mit seinen Projekten immer neue Terrains – mit „Columbia Icefield“ widmet er sich dem Grenzbereich von Free Jazz und Ambient. Im überragenden Albumdebüt von 2019 schufen die Gitarristin Mary Halvorson und Susan Alcorn an der Pedal-Steel-Gitarre mit bemerkenswerter Zurückhaltung repetitive Strukturen, die ihre Spannung oft daraus beziehen, dass die ruhigen Passagen immer wieder mit Störungen und bitteren Harmonien durchzogen sind. Auch Drummer Ryan Sawyer bremst die gleichförmige Ruhe mit nervösen Einschüben immer wieder aus. Wenngleich dem Album eine Atmosphäre attestiert wurde, die an ECM-Veröffentlichungen erinnern mag, bürstet die Band den Sound immer wieder eigenwillig und mitunter brutal gegen den Strich und vermeidet so jede allzu meditative New-Age-Anmutung. Wooley selbst an der Trompete arbeitet mit Verstärkung und Reverb, während sein Spiel mit dem hypnotischen Strudel seiner Bandkolleg*innen verschmilzt und zugleich gegen ihn ankämpft. Die Musik ist durchdrungen von einer Komplexität, die einerseits Raum für Introspektion lässt, die Zuhörer*innen aber ebenso anspringt. Bei der Berlin-Premiere dieses Quartetts spielt die ungeheuer ideenreiche Ava Mendoza an Halvorsons Stelle.
Nate Wooley Trompete
Ava Mendoza Gitarre
Susan Alcorn Pedal-Steel-Gitarre
Ryan Sawyer Schlagzeug