SERAFINE1369: A Continual Cry
4. November 2021 bis 28. Februar 2022
Die Videoinstallation A Continual Cry erforscht Liveness in Abwesenheit der Live-Präsenz des Körpers des*der Performer*in. Das Video ist so programmiert, dass es sich nicht wiederholt – eine aufrüttelnde, fragmentierte Arbeit, die sich ganz im Hier und Jetzt abspielt.

SERAFINE1369, A Continual Cry, 2021, Installationsansicht, Gropius Bau
Foto: Eike Walkenhorst
„Manchmal denke ich, dass das Leben meines Körpers, seine Schwingung, ein Ruf ist, ein ständiger Schrei.“ — SERAFINE1369, Gropius Bau Journal, 2021
Die COVID-19-Pandemie hat es Performer*innen und Publikum deutlich erschwert, in einem Raum zusammenzukommen. Die Zeit ohne Liveauftritte nutzte SERAFINE1369 dafür, um über bereits stattgefundenen Performances als Material für neue Arbeiten nachzudenken und das eigene Archiv eher als zukünftige Möglichkeit denn als historische Ressource zu begreifen. Die Videoinstallation A Continual Cry zeigt nun einen Zusammenschnitt von einminütigen Segmenten aus SERAFINE1369s Trailern, Videos von Live-Shows und Performance-Dokumentationen, die von einem Algorithmus nach dem Zufallsprinzip ausgewählt werden. Diese maschinelle Auswahl wird von SERAFINE1369s Stimme als sprechende Uhr überlagert – einer unheimlichen „kontinuierlichen Zählung der kolonialen Zeit, der Uhr, die jede Minute markiert und den Moment, in dem die Gegenwart in die Vergangenheit gleitet, beschreibt und archiviert.“
SERAFINE1369 setzt sich intensiv mit Fragen von Intimität, Technologie, Entfremdung und Grenzen auseinander. Als In House: Artist in Residence 2021 im Gropius Bau erforscht SERAFINE1369 die „Oracular Practice“ [orakelhafte Praxis]: Darunter versteht SERAFINE1369 die Idee, dass Bewegung und Tanz als Werkzeug zur Weissagung fungieren – und dass solche Botschaften durch Choreografie eine Form finden können.
SERAFINE1369, früher bekannt als Last Yearz Interesting Negro (2016–2020), ist Künstler*in und Tänzer*in Jamila Johnson-Small. SERAFINE1369 arbeitet mit Tanz als „philosophisches Unterfangen“, als „politisches Projekt mit ethischen, psycho-spirituellen Auswirkungen auf das In-der-Welt-Sein“. Jüngste Projekte sind u. a. from darkness into darkness in der Tate Britain in London (2021) und I I I (something flat, something cosmic, something endless) auf der Liverpool Biennale (2021). Die erste Fassung von A Continual Cry wurde von Tai Kwun Contemporary in Auftrag gegeben.