Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Robin Ticciati, Leitung
Feldman | Strawinsky | Sibelius
„Was mich an diesen Fragmenten gefärbten Stoffes berührt, ist die Art, in der sie das Wesentliche der Atmosphäre ihrer Zivilisation bewahren.“ Inspiriert durch die Webkunst nahöstlicher Kopten, der er im Pariser Louvre begegnete, komponierte Morton Feldman sein „Coptic Light“. Gemeinsam mit Werken von Igor Strawinsky und Jean Sibelius bringt das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin unter Robin Ticciati Feldmans Universum zum Klingen.

Der Komponist Morton Feldman im Concertgebouw Amsterdam, 1976
© Rob Bogaerts / Anefo, Dutch National Archives
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Morton Feldmans stilles, schmerzlich schönes Tonuniversum besteht aus ungegenständlich wirkenden Flächen, Mustern und Farben, die in unterschiedlichsten Dichte- und Ausdehnungsgraden beleuchtet werden. Sein letztes Orchesterwerk, das 1986 entstandene „Coptic Light“, wurde von der alten Textilkunst der nahöstlichen Kopten inspiriert, die der Komponist im Pariser Louvre bewundert hatte. „Ein wichtiger technischer Aspekt der Komposition“, so Feldman, „wurde durch Sibelius’ Beobachtung, dass sich das Orchester vor allem dadurch vom Klavier unterscheidet, dass es kein Pedal hat, in Gang gesetzt. Dies im Kopf behaltend, habe ich mich an die Arbeit gemacht, ein orchestrales Pedal zu entwickeln, das sich ununterbrochen in kleinen Nuancen verändert. Dieses ‚chiaroscuro‘ ist der kompositorische und instrumentale Brennpunkt von ‚Coptic Light‘.“ Das Deutsche Symphonie-Orchester Berlin hat mit seinem Chefdirigenten Robin Ticciati ein raffiniertes Programm zusammengestellt, bei dem nach Feldmans Klangflächenkomposition Leonidas Kavakos als Solist in Igor Strawinskys Violinkonzert D-Dur zu erleben ist. Das jenseits romantischen Überschwangs und virtuoser Selbstdarstellung für Samuel Dushkin komponierte Werk erinnert mit seinen „barocken“ Satzbezeichnungen Toccata, Aria und Capricio an Bach, „wenn auch nur oberflächlich“ (Strawinsky). Dass der Solopart technisch immens anspruchsvoll ausfiel, lag an dem Widmungsträger, der Strawinsky beriet, „wie seine Ideen am besten den Erfordernissen der Geige als einem anspruchsvollen Konzertinstrument angepasst werden konnten“. Das Ergebnis? Ein Meisterwerk des Neoklassizismus in einem Idiom, das Strawinsky stets als Ideal vorschwebte: „trocken, kalt, klar und feurig wie ein extra-dry Champagner“. Abgerundet wird der Abend mit Sibelius’ Tonpoem „Tapiola“, in dem samtig vibrierende Streicherflächen auf flirrende Holzbläserkaskaden und massive Blechinterventionen treffen.
Konzertprogramm
Morton Feldman (1926 – 1987)
Coptic Light
für Orchester (1986)
Igor Strawinsky (1882 – 1971)
Violinkonzert D-Dur (1931)
Jean Sibelius (1865 – 1957)
Tapiola
Tondichtung für großes Orchester op. 112 (1926)