Konzert
Eröffnungskonzert

Mahler Chamber Orchestra

Eröffnungskonzert

Kent Nagano

Kent Nagano

© Benjamin Ealovega

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Einführung 19:00 Uhr

Vor rund hundert Jahren gründete Charles Edward Ives, Wahl-New-Yorker aus dem ländlichen Connecticut, ein Versicherungsunternehmen. 23 Jahre leitete er es, binnen kurzer Zeit führte er es an die Branchenspitze. Er folgte einer klaren Sozialphilosophie: Lebensversicherungen sollten nicht Profite maximieren, sondern individuelle Vorsorge und gegenseitige Unterstützung vereinen. Er sah sie als Kernstück des amerikanischen Traums, als Musterbilder für ein Gemeinwesen der Freiwilligkeit, für ein Sozialsystem der persönlichen Initiative. Ives war nicht nur ein erfolgreicher Unternehmer, sondern auch ein überaus visionärer Komponist, der zum Grand Old Man, ja zum Urahn der amerikanischen Moderne wurde.

Als Komponist war er sich der historischen Prägungen seiner Heimat, die er musikalisch porträtierte, bewusst: Schon sein Vater hatte hier im Bürgerkrieg für die Verteidigung der Demokratie gekämpft. Und so gehörten für den Komponisten Landschaft, freiheitliches Engagement, Volksfeste zu politischen Feiertagen und Musik in allen erdenklichen Formen seit seiner Kindheit zusammen. An der Universität polierte er das tonsetzerische Handwerk. Er komponierte Hörbilder von Landschaften und ihren Bewohnern: Manche populäre Melodie, auch zwei oder drei, die aus verschiedenen Richtungen zu kommen scheinen, mischen sich in das, was er der Natur ablauschte. Der Musik von Charles Ives zuhören heißt, Amerika von seiner schönsten Seite zu betrachten: das Land der Weite – geographisch, menschlich, kulturell.

Und so startet das dem musikalischen Amerika gewidmete Musikfest Berlin 2012 mit einem großen Charles Ives-Porträt, aufgeführt vom Mahler Chamber Orchestra unter der Leitung von Kent Nagano, mit Thomas Hampson und Chen Reiss als Solisten.

Das Programm präsentiert den Gründervater der amerikanischen Musik in drei Facetten: den kühnen Visionär mit dem Orchestral Set No. 2, den traditionsbewussten Symphoniker mit der Symphony No. 2 und schließlich den weithin unbekannten Liederkomponisten, der mit seiner Sammlung der 114 Songs ein Kompendium amerikanischen Liedguts komponiert hat, das den Liedern von Franz Schubert, Hugo Wolff und Hanns Eisler an Bedeutung gleichkommt. Ursprünglich komponiert für Stimme und Klavier, präsentiert das Musikfest Berlin-Eröffnungskonzert eine Auswahl von zwölf Liedern aus den 114 Songs in Bearbeitungen für Stimme und Orchester, geschaffen von einem Amerikaner, einem Europäer und einem Asiaten: von John Adams, Georg Friedrich Haas und Toshio Hosokawa – eine komponierte Verbeugung vor dem Altmeister, zugleich Auftakt zu weiteren Charles Ives-Programmen mit den Berliner Philharmonikern, mit Ingo Metzmacher und Pierre-Laurent Aimard, mit dem London Symphony Orchestra und Michael Tilson Thomas.

 www.mahler-chamber.de

Charles Ives [1874-1954]
Orchestral Set No. 2 [1915]

Ausgewählte Lieder aus
114 Songs für Orchester bearbeitet von John Adams, Georg Friedrich Haas (UA), Toshio Hosokawa (UA)

Symphony No. 2 [1899-1902, rev. 1907-09]

Ein Projekt des Mahler Chamber Orchestra in Zusammenarbeit mit Berliner Festspiele / Musikfest Berlin und Ruhrtriennale 2012

Mit freundlicher Unterstützung der Ernst von Siemens Musikstiftung für die Kompositionsaufträge an G.-F. Haas und T. Hosokawa

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