Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin

Marek Janowski
© Felix Broede
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Während einer Gastprofessur 1967 am Dartmouth College im US-Bundesstaat New Hampshire erlebt Hans Werner Henze den Beginn der studentischen Proteste gegen den Vietnam-Krieg. Diese Erfahrung politisiert den Komponisten. Er solidarisiert sich aktiv mit den bundesdeutschen Studentenprotesten. Und Henze verbringt mit seinem Lebensgefährten Fausto Moroni mehrere Monate auf Kuba. Sie schneiden Zuckerrohr, arbeiten in Fabriken und auf Kaffeeplantagen. Hier entsteht Henzes Symphonie Nr. 6: Sie ist für zwei Kammerorchester geschrieben.
Henze greift zu neuen Instrumenten, elektrisch verstärkte Solo-Violine, Banjo und Gitarre, elektrische Orgel und ein umfangreiches Arsenal an Schlaginstrumenten. Die Harmonik ist geschärft, der Ton kämpferischer als in seinen früheren Sinfonien: „Dieses Stück ‚handelt‘ von allen Ländern der Dritten Welt und von unserem gestörten Verhältnis zu ihnen und ihrer Kultur. (…) Im dritten Teil werden cubanische Nationalrhythmen zitiert“, hat Henze zu seiner Symphonie kommentiert.
Die brillant-virtuosen Werke Sergej Rachmaninows standen in dieser Zeit für Henze zweifellos für den Teil des Musikbetriebs, den er verachtete. Das Klavierkonzert d-Moll Nr. 3 hat Rachmaninow für sein US-Debüt komponiert. 1909 wurde es im Rahmen einer triumphalen US-Konzerttournee in New York uraufgeführt. Seine Popularität in Amerika sollte Rachmaninow während seiner Exiljahre die Existenz sichern, sowohl 1918 nach der Oktoberrevolution als auch ab 1939 bei Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. Heimisch wurde er in den USA aber nicht. Er lebte mit seiner Familie zurückgezogen, sprach nur schlecht Englisch, alle Hausangestellten waren Russen. Als Rachmaninow erst in seinem letzten Lebensjahr die amerikanische Staatsbürgerschaft annahm, entschloss er sich vor allem aus erbrechtlichen Gründen dazu.
Rachmaninows drittes Klavierkonzert, das er 1909 als Visitenkarte bei seinem ersten USA-Aufenthalt abgab, ist mit rund 40 Minuten eines der umfangreichsten Klavierkonzerte der Musikgeschichte und gleichzeitig spieltechnisch eines der anspruchsvollsten. Der Pianist Nikolai Lugansky stellt sich beim Musikfest Berlin 2012 dieser Herausforderung, begleitet wird er vom Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin (RSB) unter Leitung von Marek Janowski.
Hans Werner Henze [*1926]
Sinfonie Nr. 6
für zwei Orchester [1969/94]
Sergei Rachmaninow [1873-1943]
Klavierkonzert Nr. 3 d-Moll op. 30 [1909]
Nikolai Lugansky Klavier
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Marek Janowski Leitung