Sonic Arts Lounge
Mazen Kerbaj & Sharif Sehnaoui / Erdem Helvacioğlu & Ulrich Mertin
Sonic Arts Lounge

Sharif Sehnaoui
© Tanya Traboulsi
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„Wormholes“ ist ein fortlaufendes audio-visuelles Projekt von Mazen Kerbaj und Sharif Sehnaoui, zwei Künstler aus der freien Improvisationsszene im Libanon, die seit den späten 1990er Jahren zusammenarbeiten. Im Jahr 2008 entwickelte der Maler, Comiczeichner, Autor und Musiker Mazen Kerbaj ein Set-up, bei dem er live auf der Bühne zeichnet und seinen Malprozess auf eine Leinwand projiziert. Er agiert zwischen Farbtöpfen und Flaschen mit diversen Bürsten, Wischern, Farben und Flüssigkeiten auf einer präparierten, beleuchteten Glasfläche. Seine Bewegungen werden zu Texturen und Figuren, die stetig übermalt werden, auftauchen und wieder verschwinden. Zufällige Effekte bestimmen den Gestus seiner Improvisation.
Währenddessen entlockt Sharif Sehnaoui seiner Gitarre ungewöhnliche Klänge: Sie wird sein Schlagwerk. Mal energisch, mal sanft schlägt er mit seinen Sticks ihren Korpus. Schwere, Kreise ziehende, dann wieder dünne und verhaltene Klangmuster und Rhythmen werden hörbar. Zwischen ihnen und den Sequenzen der Zeichnungen Kerbajs entstehen unbeabsichtigte, zufällige Interferenzen, die den Anstoß für eine offene und freie Farb-Klangimagination geben.
Die große Stärke von Musik ist, durch rein akustische Mittel emotionale Bögen schlagen und den Zuschauer durch eine Geschichte führen zu können. „Planet X”, die erste Zusammenarbeit des Gitarristen Erdem Helvacioğlu und des Geigers Ulrich Merten, erzählt auf zugleich ätherische und konkrete, spektrale und strukturelle Weise, wie ein neuer Himmelskörper am Firmament erscheint und ein Forscher sich aufmacht, um herauszufinden, was in dessen Kern liegt. Zwei Jahre lang haben Helvacioğlu und Mertin an dieser Komposition gearbeitet und gefeilt, haben Schichten aus schroffen, kratzenden Tönen, klagenden Melodien, treibenden Percussionbeats und dunklem Dröhnen übereinandergelegt. Streichinstrumente bilden die Grundlage für den Klang des Albums, aber die beiden Künstler nutzten auch ungewöhnliche Aufnahmetechniken, ausgeklügelte Verarbeitungsalgorithmen und Multitracking, um ein dichtes, komplexes und resonantes Klanggewebe zu erzeugen. Das Ergebnis wirft einen Blick in die Zukunft, evoziert das Science Fiction-Thema des Projekts und erinnert an die unheimliche, manchmal dunkle Atmosphäre von Filmen wie „Aliens”, „Moon” und „2001”.
Mazen Kerbaj & Sharif Sehnaoui
Wormholes (2009)
Erdem Helvacioğlu & Ulrich Mertin
Planet X (2012)
Mazen Kerbaj, Tinte/Lösungsmittel
Sharif Sehnaoui, präparierte Gitarre
Erdem Helvacioğlu, TogaMan GuitarViol/E-Gitarre/Elektronik
Ulrich Mertin, Viola/5-Saiten-E-Violine/Stimme