Stückemarkt
Cotton Wool – Watte

Ali Taylor
© Louise Ramsden
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Zwei Brüder, 16 und 18, an einem öden Strand an der schottischen Küste. Während sie fluchen, schweigen, Bier trinken und jede kleinste Veränderung des Meeres genau studieren, geht es um Weggehen oder Bleiben, Abschied und Neuaufbruch. Wie wir erst spät im Stück erfahren, ist ihre Mutter gerade gestorben, und jeder von ihnen sucht auf seine Weise mit diesem Einschnitt fertig zu werden. Der Jüngere fl üchtet sich mehr und mehr in die Traumwelt der als Kind gehörten Sagen, wonach zur Unzeit Gestorbene sich in Seehunde verwandeln und dann wieder ins Leben zurückkehren können. Der Ältere dagegen versucht der Realität ins Auge zu sehen. In diesem Licht erscheint die Mutter, bei allem Schmerz über ihren Tod, ambivalent, um nicht zu sagen anstößig. Ein junges Mädchen, 17, zufällig hier gestrandet, erweitert die Konstellation zum Dreieck. Das erwachende Begehren treibt einen Keil zwischen die Brüder. Gewiss hat man diesen kruden Umgangsslang gerade in der britischen Dramatik schon gehört. Aber Ali Taylors zarte Brüdergeschichte aus rauem Milieu berührt durch ihre unverwechselbare psychologische und soziale Wahrhaftigkeit. Ein großes kleines Stück.
Kekke Schmidt
Ali Taylor, geboren 1977, wuchs in Wokingham/Berkshire auf und studierte Englische und Amerikanische Literatur an der Universität Warwick. Seine Tätigkeit als Lokalreporter einer Londoner Zeitung inspirierte ihn zu ersten Theaterstücken, die er als Teilnehmer der Masterclass-Workshops am Royal Court Theatre (Leitung Simon Stephens) niederschrieb. 2001 wurde sein erstes Stück „Porcelain“ am Royal Court uraufgeführt. 2002 nahm Ali Taylor am Interplay Europe Festival in Ungarn teil, ein Jahr später schrieb er ein Auftragswerk für das Paines Plough’s Seventh Wild Lunch Project. Er absolvierte außerdem Workshops bei Vicky Featherstone, Mark Ravenhill und John Tiffany. „Cotton Wool“ entstand mit der Unterstützung der Arvon Foundation und des National Theatre Studio in London.
Besetzung
Szenische Einrichtung Annette Pullen
Dramaturgie Kekke Schmidt
Es lesen Stefan Konarske, Rafael Stachowiak und Lavinia Wilson