Michael Moore Quintet / Verleihung Deutscher Jazzpreis: Gunter Hampel / Michael Mantler ‘Concertos’
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Michael Moore Quintet
Streng genommen ist der amerikanische Reed-Player Michael Moore eine Art „Spätausläufer“ der Fools-Bewegung aus den Siebzigern. Available Jelly, gegründet als Begleitband für die Great Salt Lake Mime Troup hatte schon früh Europa fest im Blick: Amsterdam, was sonst?! In der Folge und mit anständiger Arbeitserlaubnis versehen in Gruppen mit Han Bennink, Ernst Reijseger, Georg Gräwe oder im Umfeld des ICP Orkest hatte Moore nicht unwesentlichen Anteil an der Herausbildung eines authentisch europäischen Gegenentwurfs zum Jazz-Prototyp seines Heimatlandes.
Bei aller Affinität zur freien Improvisation machte er aus seinem Hang zu folkloristischer Verspieltheit und beinahe dandyhafter Eleganz nie einen Hehl. Die Weichheit seines Tons stand oft in auffälligem Kontrast zur schrillen Exzentrik seiner unmittelbaren spielerischen Umgebung. Er gehörte nie zu den fanatischen Vertretern einer bestimmten Stilistik und hielt sich stets von den konsequenten Verweigerern fern. Moore ist ein beharrlicher Vermittler zwischen Spielauffassungen, Traditionen und Kontinenten.
Mit Trompeter Eric Vloeimans stellt sich der sanfte Avantgardist einem Exponenten der jüngeren niederländischen Jazzszene, dessen ausgeprägter Sinn für weite melodische Bögen sich kongenial mit Moores exklusivem Ton ergänzt.
Verleihung Deutscher Jazzpreis: Gunter Hampel
In diesem Jahr verleiht die Union Deutscher Jazzmusiker (UDJ) den von der GEMA-Stiftung mit 15.000 Euro ausgestatteten Albert Mangelsdorff-Preis (Deutscher Jazzpreis) an den Multiinstrumentalisten und Komponisten Gunter Hampel.
Die UDJ ehrt mit dem Preis alle zwei Jahre das Lebenswerk einer herausragenden deutschen Musikerpersönlichkeit. Gunter Hampel, der in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag feiern konnte, ist einer der wenigen Musiker, die auch im Mutterland des Jazz, den USA, Anerkennung gefunden hat.
Mitte der 60er Jahre war er maßgeblich an der Entwicklung einer eigenständigen europäischen Jazzmusik beteiligt. Seine Anfang der 70er Jahre gegründete Galaxy Dream Band besteht bis heute. Er gehört mit zu den aktivsten Musikern hierzulande, ohne Scheu vor Neuem oder musikalischen Grenzen. Einem jungen Publikum wurde er u.a. durch seine Auftritte mit der Jazzkantine oder dem Rapper Smudo bekannt.
Über sein Musizieren hinaus hat Gunter Hampel 1969 sein eigenes Label Birth Records gegründet und lässt keine Gelegenheit aus, als Botschafter für das Genre Jazz und die improvisierte Musik gerade bei jungen Menschen u.a. mit seinen seit 1972 initiierten Kinder- und Jugendworkshops zu werben.
Michael Mantler ‘Concertos’
Gemeinsam mit Carla Bley erarbeitete Michael Mantler Mitte der Sechziger im Rahmen des Jazz Composer’s Orchestra ein völlig neues Koordinatensystem von Improvisation und Form. Sein avantgardistischer Umgang mit dem Medium Big Band revolutionierte den großformatigen Free Jazz. Daneben spielte er auch mit Cecil Taylor und Charlie Haden. Heute trifft man den scheuen Trompeter und Komponisten nur noch selten auf dem Jazz-Parkett. Seit den siebziger Jahren ist er für vielschichtige Liederzyklen und sinfonische Projekte bekannt, in denen er abstrakte Schönheit konsequent mit formaler Strenge verbindet.
Mit seinem Concertos-Projekt, während eines DAAD-Stipendiats in Berlin begonnen, besinnt er sich auf Prinzipien, die er bereits vor 40 Jahren mit dem Jazz Composer’s Orchestra vertrat. Nun durchdringen Jazz, Rock und Kammermusik einander, individuelles Können, solistische Prägnanz und der unverwechselbare Klang einzelner Instrumente treten in eine organische Wechselbeziehung zu den ästhetischen Koordinaten des Kammerensembles Neue Musik Berlin. Interpretation, Improvisation und das strikte Befolgen musikalischer Vorgaben bilden eine stringente Einheit, so dass scheinbar gegensätzliche Musizierhaltungen aus ihren Angeln gehoben werden.
Michael Moore · alto saxophone, clarinet , bass clarinet
Eric Vloeimans trumpet
Marc van Roon piano
Paul Berner bass
Owen Hart, Jr. drums
Verleihung Deutscher Jazzpreis: Gunter Hampel
Moderation Prof. Manfred Schoof, Köln
Laudatio Prof. Dr. Jens Frahm
Der musikalische Beitrag wird ausgeführt vom
Gunter Hampel - Johannes Schleiermacher Duo
Gunter Hampel bass clarinet, vibraphone
Johannes Schleiermacher tenor saxophone
Michael Mantler ‘Concertos’
Michael Mantler trumpet, composition
Gerhard Gschlößl trombone
Bob Rockwell tenor saxophone
Bjarne Roupé guitar
Majella Stockhausen-Riegelbauer piano
Pedro Carneiro percussion, marimba, vibraphone
Nick Mason percussion, drums
Kammerensemble Neue Musik Berlin
Roland Kluttig Leitung
Rebecca Lenton Flöte
Antje Thierbach Oboe
Winfried Rager Klarinette, Bassklarinette
Theo Nabicht Bassklarinette
Naama Golan Trompete
Daniël Ploeger Posaune
Robin Hayward Tuba
Ekkehard Windrich Violine
Daniella Strasfogel Violine
Kirstin Maria Pientka Viola
Ringela Riemke Violoncello
Arnulf Ballhorn Kontrabass