Solo und spät nachts
Pierre-Laurent Aimard
Rezital I

Pierre-Laurent Aimard
© Marco Borggreve
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Mit dem „Wohltemperierten Klavier“ trat Johann Sebastian Bach den kompositorischen Beweis an, dass an der Grenze vom 17. zum 18. Jahrhundert die praktische Lösung für ein theoretisches Problem gefunden worden war, welches die abendländische Musik seit der Antike beschäftigt hatte. Nämlich die Frage, wie sich die zwölf Intervalle einer Oktave zueinander verhalten sollen. Noch zu Bachs Lebzeiten wurden Tasteninstrumente vielfach so gestimmt (oder: „temperiert“), dass jeder Tonart ein individueller Charakter eigen war – was freilich den Nachteil mit sich brachte, dass ein Komponist auf Modulationen in entlegene Tonarten verzichten musste, wollte er harmonische Reibungen vermeiden. Der endgültigen Emanzipation sämtlicher Dur- und Moll-Tonarten war indes schon seit den 1680er Jahren der Weg gebahnt worden: durch Theorien zu einer Stimmung, die weniger auf mathematischen Berechnungen denn auf akustischen Phänomenen beruht. Bach war keineswegs der erste Komponist, der dieser damals bahnbrechenden Neuberechnung des Tonraums innerhalb einer Oktave mit einem Kompendium von Kompositionen in allen Tonarten ein Zeugnis setzte. Gleichwohl schuf er mit dem „Wohltemperierten Klavier“ ein Werk, mit dem er, weit über den musiktherotischen Anlass hinaus, auch seinen Kunstanspruch verdeutlichte. Mit dem Franzosen Pierre-Laurent Aimard nimmt sich ein Musiker, der dem Musikfest Berlin schon des öfteren Sternstunden beschert hat, des Ersten Teils dieser epochalen Sammlung von Präludien und Fugen in allen Dur-und Molltonarten an.
Video: Pierre-Laurent Aimard spricht über „Bach: Das Wohltemperierte Klavier“
Johann Sebastian Bach [1685-1750]
Das Wohltemperierte Klavier
Teil 1 BWV 846-869 [1722]
Präludien und Fugen I-XXIV
Pierre-Laurent Aimard Klavier