KVS
Das Ensemble des Königlichen Flämischen Theaters KVS in Brüssel arbeitet mit und für die kosmopolitische, multilinguale Stadt, die es als Labor für eine Gesellschaft von morgen versteht – in der Menschen zusammenleben, die nicht unbedingt eine gemeinsame Historie haben, wohl aber eine gemeinsame Zukunft. Wie kann man in einer so zersplitterten Stadt Geschichten geteilter Vergangenheit erzählen? Wie kann man ein solches Theater zu einem Ort machen, den jede*r in der Stadt als symbolisch empfindet? Das sind die zentralen Fragen, denen sich das Ensemble des KVS in seiner facettenreichen und ganzheitlichen künstlerischen Arbeit widmet.
Dieser Ansatz erklärt, warum hier nicht nur Sprechtheater zu erwarten ist. Rechnen Sie mit Musik und Tanz ebenso wie mit Worten, mit etablierten Künstler*innen und Neueinsteiger*innen, Avantgarde neben populären Werken … sowohl im Theater selbst als auch außerhalb. Er erklärt auch, warum Themen wie Armut und Ausgrenzung ihren Weg ins Programm gefunden haben, ebenso wie Kolonialgeschichte – bzw. ihre Verdrängung – sowie der schwierige Umgang mit dem eigenen künstlerischen Erbe Flanderns und weitere Identitätsfragen.
Aus diesen Ideen sind darüber hinaus Kooperationen an Orten entstanden, deren Verknüpfung mit Brüssel diese Stadt mitformt: Im Kongo und in Palästina tobt noch immer die historisch tradierte Gewalt. In Brüssel haben wir zwar oft genug Mühe, die Kunst wieder an die Gesellschaft anzubinden, woanders jedoch ist es erst einmal von grundlegender Wichtigkeit, Kunst vor gesellschaftlicher Unterdrückung zu befreien. Das Ensemble des KVS leistet die Arbeit, die es für nötig hält, hier und dort, ohne sich Dogmen zu beugen.
Stand: September 2015.