Vykintas Baltakas
Der litauische Komponist Vykintas Baltakas (geb. 1972) komponiert vom Gedanken des Erzählens her. Als ein hochgradig reflektierter, unabhängig und selbstständig denkender Künstler unterstellt er aber nicht einfach, den Hörer unmittelbar zu erreichen, sondern bezieht die Bedingungen und Grenzen des musikalischen Erzählens in sein Komponieren ein. Viele Stücke hat Baltakas aus vorgefundenen „klingenden Objekten“ heraus entwickelt, wie etwa „b(ell tree)“ für Streichquartett, das seinen Ursprung im Klang von Kuhglocken hat. Öfter dienten dabei Elemente aus eigenen früheren Werken als musikalischer Ansatzpunkt einer neuen Komposition. Darüber hinaus zeichnet sich Baltakas’ Schaffen durch eine in der zeitgenössischen Musik seltene Eigenschaft aus: den Hang zu Ironie und groteskem Witz.
Vykintas Baltakas stammt aus Vilnius, wo er 1990 begann, Komposition und Dirigieren zu studieren. Beeindruckt von der neuen Musik aus dem Westen, die in Litauen gerade in dieser Zeit nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion allgemein zugänglich wurde, setzte Baltakas seine Studien von 1993 bis 1997 in Karlsruhe unter anderem bei Wolfgang Rihm und Peter Eötvös fort. Ende der 1990er Jahre begann er, sich zunehmend als Komponist zu profilieren. Seitdem hat er zahlreiche Preise und Werkaufträge erhalten.
Baltakas ist eine Doppelbegabung, der nicht nur als Komponist, sondern auch als Dirigent nachhaltig auf sich aufmerksam gemacht hat. Er ist häufig zu Gast bei großen Festivals und hat die wichtigsten Ensembles für Neue Musik ebenso dirigiert wie große Orchester. Bis heute leitet Baltakas das von ihm gegründete Lithunian Ensemble Network. Er unterrichtet Komposition und Interpretation neuer Musik in Maastricht, Brüssel und Vilnius.
Stand: Juli 2017

© Emmanuel Maes