Behrouz Boochani

Behrouz Boochani ist ein kurdisch-iranischer Journalist und Menschenrechtsaktivist. Er wurde am 23. Juli 1983 in der Stadt Ilam im kurdischen Westen des Irans geboren. Im Mai 2013 verließ Boochani den Iran, weil er durch seine Arbeit zunehmend gefährdet war. Er hatte für die Zeitschrift „Warya“ geschrieben, die sich für die kurdische Sprache und Kultur einsetzte, als bei einer Razzia der Redaktionsräume durch iranische Regierungsbeauftragte zehn seiner Kollegen verhaften wurden. Er gelangte nach Indonesien, wo er vier Monate lebte, bevor er zwei Versuche unternahm, per Schiff nach Australien zu gelangen. Beim ersten Versuch sank das Schiff; Behrouz Boochani konnte gerettet werden, wurde aber von den indonesischen Behörden festgenommen und inhaftiert.

Nach der Flucht aus dem Gefängnis versuchte er ein zweites Mal, Australien zu erreichen. Diesmal verlor das Schiff seinen Kurs und irrte eine Woche lang auf dem Meer umher, bevor es von einem britischen Schiff aufgegriffen und an die australische Marine übergeben wurde. Boochani wurde von der australischen Regierung zwangsweise ins Exil auf die Insel Manus verbracht, eine kleine Provinz Papua Guineas im Pazifik. Dies ist das übliche Vorgehen Australiens im Rahmen der sogenannten „Pacific Solution (Pazifische Lösung)“. Asylsuchende, die mit dem Schiff ankommen, werden auf unbestimmte Dauer in Zwangsgewahrsam auf abgelegene Inseln im Pazifischen Ozean verbracht. Noch heute, vier Jahre später, befindet sich Behrouz Boochani im Gewahrsam auf Manus Island.

Seine Reise nach Australien wurde in Lukas Schranks animiertem Kurzfilm „Nowhere Line: Voices from Manus Island“ (2015) dokumentiert, der auf einem Telefoninterview mit Boochani basiert. Auch im Gefängnis von Manus Island ist er weiter journalistisch tätig; oft ist er die einzige Informationsquelle, die über die Zustände dort berichten kann, da Journalisten von außerhalb nicht zugelassen sind. Er schickt Informationen und Fotos an Medienagenturen in aller Welt und veröffentlicht zahlreiche Artikel in wichtigen australischen Zeitungen und Zeitschriften. Die Materialien versendet er über die sozialen Medien und über ein Mobiltelefon, das er in das Lager einschmuggeln konnte.

Er arbeitete mit der BBC an einer Fernsehdokumentation und mit einer iranischen Theatergruppe an einer neuen Produktion: Bei beiden steht die Haft auf Manus Island im Mittelpunkt. Gemeinsam mit dem papua-neuguineischen Rechtsanwalt Ben Lomai versucht er, die Freilassung von beinahe 800 Mitgefangenen zu erreichen. Behrouz Boochani ist überdies ein angesehener Schriftsteller: Mehrere seiner Gedichte über Manus Island wurden bereits veröffentlicht. Für das Buch „They cannot take the sky” des freien Journalisten Michael Green, das Anfang 2017 erschien, interviewte er andere Gefangene. Ein eigener Roman über seine Erfahrungen auf Manus Island soll im nächsten Jahr erscheinen.

Behrouz Boochani bezahlt für seine Arbeit im Lager von Manus einen hohen persönlichen Preis: Gemeinsam mit anderen Häftlingen verbüßte er eine 8-tägige Haftstrafe im Gefängnis des Orts und wurde zweimal in der „Chauka“-Einrichtung des Lagers in Einzelhaft genommen. Während der ersten beiden Jahre seiner Haft verwendete er einen falschen Namen, aber als PEN- International, Reporter ohne Grenzen und andere Menschenrechtsorganisationen eine Kampagne zu seiner Freilassung initiierten, ging er dazu über, unter seinem eigenen Namen zu arbeiten. Inzwischen hat ihm das PEN-Zentrum Melbourne die Ehrenmitgliedschaft verliehen und er erhielt 2016 den Social Justice Award beim Diaspora-Symposium im Parlamentsgebäude von New South Wales in Sydney. Im Jahr 2017 erhielt Behrouz Boochani den Medienpreis von Amnesty International Australia für seine Berichterstattung von Manus Island.

Stand: Januar 2018

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