George Benjamin
Das schöpferische Talent George Benjamins ist ungewöhnlich früh hervorgetreten. Bereits mit 20 Jahren war der 1960 in London geborene Benjamin mit dem Orchesterwerk „Ringed by the Flat Horizon“ als bisher jüngster Komponist bei den berühmten Londoner Proms vertreten. Kurze Zeit später folgten mit „A Mind of Winter“ und „At first Light“ für Kammerorchester zwei weitere international beachtete Werke. Schon diese frühen Stücke verblüffen durch ihre virtuose Instrumentierungskunst und eine besondere Plastizität der formalen Gestaltung, die dem Hörer auch in den komplexesten Situationen den Mitvollzug unmittelbar anschaulicher Vorgänge und Entwicklungen erlaubt. Diese besondere Seite seiner Werke hat ihren Grund in einem künstlerischen Interesse, das sich, so hat Benjamin selbst es 2008 in einem Interview formuliert, auf Strukturen richtet, „die erzählend und spannend sind, unvorhersehbar, aber logisch“.
Sein kompositorisches Rüstzeug erwarb sich Benjamin zunächst im Privatunterricht und danach im Studium bei Oliver Messiaen sowie von 1978 bis 1982 bei Alexander Goehr. Eine wichtige Station war danach von 1982 bis 1985 die Arbeit am Pariser IRCAM, dem Forschungsstudio für elektronische Musik, die ihren Niederschlag in Benjamins bisher einzigen Stücken für Tonband oder Live-Elektronik fanden. Inzwischen kann Benjamin auf ein umfangreiches und weit verzweigtes Schaffen zurückblicken, ist dabei aber alles andere als ein Vielschreiber, sondern ein ungemein selbstkritischer Künstler. Vielen Werken gehen längere Phasen der Reflexion voraus.
Erst in jüngerer Zeit hat sich Benjamin mit der Oper eine Gattung erobert, für die er mit seiner erzählerisch-dramatischen Ader prädestiniert ist. Nach der Kammeroper „Into the Little Hill“ aus dem Jahr 2006 gelang ihm mit der 2012 uraufgeführten Oper „Written on Skin“, einem vielschichtigen Drama um einen Gattenmord, ein durchschlagender Erfolg. In der kurzen Zeit seit seiner Premiere wurde das Stück an mehr als 20 Opernbühnen in aller Welt aufgeführt.
Neben seiner Karriere als Komponist ist George Benjamin auch als praktischer Musiker prominent hervorgetreten. Gern übernimmt er die Klavierparts seiner eigenen Werke, vor allem aber arbeitet Benjamin als Dirigent regelmäßig mit international führenden Orchestern zusammen. Besondere Meriten hat er sich dabei als Uraufführungsdirigent der Werke anderer bedeutender Komponist*innen und mit seinem Einsatz für die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts generell erworben.
Stand: Juli 2018

© Javier del Real, Teatro Real