Erwan Keravec

Erwan Keravec ist ein Hochland-Dudelsackspieler, Komponist und Improvisator. Auf seiner Suche nach ungewöhnlicheren Klängen und Spieltechniken für den Dudelsack oder Sackpfeife, die über dessen ursprünglichen kulturellen Kontext hinausgehen, erkundet er improvisierte Musik, Free- und Noise-Jazz und entwickelt gleichzeitig ein neues musikalisches Repertoire für Dudelsack bzw. Sackpfeifen Solo, im Trio mit Solostimme und mit Chor. Keravec ist auch an Bewegung und an neuen Performance-Settings interessiert und arbeitete mit Choreograf*innen und Tänzer*innen wie Gaelle Bourges, Raoul Batz-Gruppe, Cécile Borne, Boris Charmatz, Emmanuelle Huynh, Mickaël Phelippeau und Alban Richard zusammen.

Erwan Keravec wurde vom Geigenbauer und Dudelsackspieler Jorj Botuha ausgebildet und in der Spieltechnik wie im Repertoire schottischer Dudelsackmusik unterrichtet. Sein Debüt als Solist gab er beim Bagad Roñsed-Mor in Lokoal Mendons (Bretagne) und zusammen mit seinem Bruder Guénolé Keravec, der Bombarde spielt. Seit 1996 beschäftigte er sich mit Free Jazz und improvisierter Musik und ist in den verschiedensten Band-Konstellationen aktiv.

In seinen Projekten „Urban Pipes I“ (2007) und „Urban Pipes II“ (2011), für die er Solostücke schrieb, allein oder mit seinem Bruder Guénolé und dem baskischen Sänger Beñat Achiary improvisierte, hat er versucht Musik für Sackpfeife zu erfinden, die von der traditionellen Dudelsackmusik abweicht. Dazu gehörte auch, Komponist*innen, die absolut keine Dudelsackkenntnisse haben, mit Kompositionen für Sackpfeife Solo zu schreiben. So ist die „Nu Piping“-Serie entstanden. Bisher sind 13 Werke für Sackpfeife Solo von Sébastien Bérenger, Bernard Cavanna, Benjamin de la Fuente, Xavier García, Lars Kynde, Heiner Goebbels, Philippe Leroux, Zad Moultaka, François Rossé, François Sarhan und Susumu Yoshida geschrieben worden. Für das Quartett Sonneurs, das sich aus bretonischen Blasinstrumenten wie Dudelsack, Bombarde, Biniou-Koz und Trélombarde zusammensetzt, entwickelt er seit 2015 ebenfalls ein neues Repertoire mit Kompositionen von Pierre-Yves Macé, Wolfgang Mitterer, Samuel Sighicelli, Susumu Yoshida und Frédéric Aurier.

Gleichzeitig arbeitet er seit 2013 in dem Projekt „VOX“ am Repertoire für Dudelsack und Gesang (Sopran und Bariton), für das Oscar Bianchi, Philippe Leroux, José-Manuel López López und Oscar Strasnoy Stücke komponiert haben. In „Extended VOX“ (2019) entwickelter dieses Projekt mit Les Cris de Paris – einem 24-köpfigen Chor unter der Leitung von Geoffroy Jourdain – weiter mit Kompositionsaufträgen an Bernhard Lang und Wolfgang Mitterer.

2019 erweitert er das Solo-Dudelsackrepertoire mit Werken von Heiner Goebbels, Éliane Radigue und Philip Glass: Heiner Goebbels „no28 / 50“ wurde 2018 auf dem Festival Schlossmediale Werdenberg in der Schweiz uraufgeführt und Éliane Radiges „Occam Oceam XXVII“ 2019 im Le Vivier in Montreal, Kanada. Bei „Two Pages“ von Philip Glass handelt es sich um eine für Dudelsack adaptierte Komposition für Keyboard. 2020 wird er das Repertoire für Quartett mit Werken von Otomo Yoshihide (Uraufführung Januar 2020 in der Philharmonie von Paris) und Dror Feiler (Uraufführung April 2020 im Weiwuying-Zentrum für Kunst und Kultur, in Kaohsiung (Süd-Taiwan) ergänzen.

 www.erwan-keravec.eu

Stand: Januar 2020