Glossar

YOYI! Care, Repair, Heal

A

Aborigines

Indigene Bevölkerungsgruppen in Australien. Mit dieser Bezeichnung wird die Vielfalt der unzähligen Indigenen Bevölkerungsgruppen in Australien anerkannt.

Anthropozän

Die Epoche des menschlichen Einflusses auf die Erde. Der Begriff deutet darauf hin, dass die Auswirkungen des menschlichen Handelns auf den Planeten tiefgreifend genug sind, um eine eigene geologische Epoche zu bestimmen, die durch Massenaussterben, die globale Erwärmung und die Versauerung der Ozeane gekennzeichnet ist und zur Zerstörung von Lebensräumen führt. Der Zeitpunkt des Beginns des Anthropozäns wird in unterschiedlichen Feldern der Wissensproduktion diskutiert und variiert stark, von der Kolonisierung der Amerikas bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts.

B

Barockmalerei

Der Epochenstil entwickelte sich, im Kanon der westlichen Kunstgeschichte, aus der Renaissance heraus. Er begann im Italien des endenden 16. Jahrhunderts und erstreckte sich bis in das 18. Jahrhundert. Die Malerei des Barocks florierte durch Aufträge von Kirchen, den absolutistischen Höfen, Adels- und Handelsleuten. Sie ist gekennzeichnet von oftmals emotionalisierenden und dramatischen Darstellungen, die in Form von Tafelbildern oder Wandmalereien in engem Verhältnis zur Architektur standen.

C

Country

– oder Ngura – ist ein Begriff, der sich nicht nur auf einen bestimmten Ort bezieht, sondern auch Ideen von angestammter Heimat, Spiritualität, Sprache, Identität und Verwandtschaftsbeziehungen umfasst. Seine Verwendung wurde von Indigenen Menschen Australiens geprägt.

Craniosacral

Eine therapeutische Behandlungsform, bei der sanfte manuelle Zug- und Druckbewegungen genutzt werden sollen, um Verspannungen und Blockaden zu lösen und die Selbstheilungskräfte des Körpers zu aktivieren. Der Name leitet sich von den lateinischen Begriffen für Schädel und Kreuzbein ab. Diese Methode basiert auf der Annahme, dass die Strömung der Rückenmarksflüssigkeit einem bestimmten Rhythmus folgt, der gestört sein kann. Die Craniosacral-Therapie zählt zu den Methoden der Osteopathie, ihre Wirksamkeit gilt jedoch als umstritten und ist klinisch nicht belegt.

D

Dekolonisation

ist der Prozess der Aufhebung und Dezentrierung des hegemonialen Universalitätsanspruchs der europäischen Wissenssysteme. Der Begriff beschreibt auch den historischen Prozess des Abbaus der politischen, körperlichen, spirituellen und wirtschaftlichen Unterdrückung durch die europäischen Kolonialreiche. Er bezeichnet einerseits die anhaltende Kritik am weißen europäischen Ethnozentrismus und andererseits die Legitimierung von Epistemologien, Ontologien und Methodologien, die nicht in der Geschichte des europäischen Denkens verwurzelt sind.

Diaspora

bezieht sich auf Gemeinschaften von Menschen, die ein gemeinsames Herkunftsland, eine gemeinsame Kultur und/oder Religion haben und in verschiedenen Teilen der Welt verstreut sind. Er bezeichnet auch den Prozess der Zerstreuung selbst.

E

Empowerment

beschreibt einen Prozess, dessen Ziel es ist, den Grad an Autonomie und Selbstbestimmung sowohl von einzelnen Menschen als auch von marginalisierten Gemeinschaften zu erhöhen. Empowerment bezieht sich im Allgemeinen auf eine größere Kontrolle über das eigene Leben, den Schutz grundlegender Menschenrechte sowie die Unterstützung der kollektiven Handlungsfähigkeit innerhalb von Gemeinschaften und die Durchführung von sozialpolitischen Maßnahmen.

K

Kinship (Wahlverwandtschaft)

bezeichnet einen Prozess, ein fluides Konzept und ein System von soziokulturellen Bindungen zwischen den Mitgliedern einer Familie oder Gruppe. Kinship kann auf genealogischen Bindungen, Geburt, Heirat, Adoption oder – im Sinne der Wahlverwandtschaft – auf sozialen Vereinbarungen wie Freundschaft oder Liebe beruhen. Letztere werden durch soziale Abhängigkeit und Zugehörigkeit begründet und sind in permanenter Neuverhandlung begriffen. Als Element der sozialen Organisation ist Kinship Ausdruck gemeinsamer Ahnenbeziehungen, spiritueller Vermächtnisse und kollektiver Erinnerungen innerhalb menschlicher und mehr-als-menschlicher Gemeinschaften. Das Konzept wird seit Langem insbesondere von nicht-westlichen und Indigenen Gemeinschaften gelebt und diskutiert.

M

Matrilinear

Begriff, der die Bedeutung und Struktur weiblicher Abstammungslinien beschreibt. Der Begriff umfasst die Organisation von Gesellschafts- und Familiensystemen und ihre Regelungen zu Übertragung und Vererbung von Verwandtschaftsbeziehungen, sozialen Positionen und Eigenschaften, Ämtern, Ansehen, Privilegien und Eigentum über die weibliche Linie.

mehr-als-menschlich

Ansätze, die sich von anthropozentrischen Weltbildern lösen. Der Begriff fördert ökologische Perspektiven auf Formen der Zusammenarbeit zwischen menschlichen und nicht-menschlichen Wesen. Sie lehnt die Zentralität des Menschen ebenso ab, wie Ansichten, die den Menschen als autonom und selbstbestimmt betrachten.

Ö

Ökofaschismus

bezeichnet rechte Ideologien, die Umweltbewusstsein mit faschistischen Ansichten und Taktiken verbinden.

Ökologische Prekarität

umfasst die ökologischen, sozialen und kulturellen Umwälzungen, Destabilisierungen und Bedrängnisse, die für menschliche und nicht-menschliche Lebewesen durch das Vernichten von Lebensräumen und -grundlagen, Artenaussterben und weitere Folgen der Klimakrise entstehen.

P

Patriarchat

Eine Gesellschafts- und Herrschaftsform, die Menschen in zwei Geschlechter einteilt, die in einer hierarchischen und vermeintlich natürlichen Beziehung zueinanderstehen: Männer sind dominant, Frauen untergeordnet, andere Gender sind nicht vorgesehen bzw. werden marginalisiert, fetischisiert und sanktioniert. Die männliche Dominanz ist dabei Teil und Fundament gesellschaftlicher Institutionen und Praktiken, in denen Frauen und andere Genderidentitäten prinzipiell benachteiligt werden.

Posttraumatisch

Kann sich auf Verhaltensweisen, Erkrankungen und Erscheinungen beziehen, die meist zeitverzögert nach einer Verletzung oder auf ein Trauma folgend auftreten oder entwickelt werden. Dies kann sowohl psychische als auch physische Ereignisse betreffen und auch kollektive Prozesse miteinschließen. Das Fortwirken traumatischer Ereignisse zu untersuchen ist daher wichtig, um historische und gesellschaftliche Entwicklungen verstehen zu können.

Psychoanalyse

ist sowohl eine Theorie als auch eine therapeutische Praxis zur Behandlung eines Spektrums von psychischen Zuständen. Die von Sigmund Freud Ende des 19. Jahrhunderts begründete Psychoanalyse befasst sich mit unbewussten Prozessen. In der psychoanalytischen Behandlung wird die*der Patient*in ermutigt, frei über Träume oder frühe Kindheitserinnerungen zu sprechen. Ziel ist es, das, was auf der unbewussten Ebene existiert, ins Bewusstsein zu bringen. Die Psychoanalyse basiert auf dem Grundgedanken, dass das Verhalten eines Menschen durch Erfahrungen aus der eigenen Vergangenheit bestimmt wird, die im Unbewussten verankert sind.

R

Rematriation

ist ein von der sámischen Politikwissenschaftlerin Jovnna Jon Ánne Kirstte Rávdná/Rauna Kuokkanen geprägter Begriff. Er bezeichnet eine Wiederbelebung der Indigenen Prinzipien der Gleichheit zwischen den Gendern, wie sie in den sámischen Gemeinschaften traditionell gepflegt wird. Rematriation ist ein affirmativer Ausdruck der sozialen und politischen Handlungsfähigkeit der sámischen Frauen. Sie ist auch eine Geste der spirituellen und kulturellen Rehabilitierung im Prozess der Dekolonisierung der Sápmi.

S

Somatisch

leitet sich vom griechischen soma ab und bezeichnet, was sich auf den organischen Körper bezieht. In der westlichen Schulmedizin wird der Begriff vor allem gebraucht, um körperliche von psychischen Symptomen abzugrenzen oder diese in Beziehung zu setzen. Der Begriff wird auch in Kontexten genutzt, in denen die kategorische Trennung von Körper und Geist hinterfragt wird und leibliche Bedürfnisse, Erkrankungen und Heilpraktiken als ganzheitlich verstanden werden.