Die Massaker, Geiselnahmen und Raketenangriffe der Hamas erschüttern uns tief. Der grausame Angriff auf Israel am 7. Oktober hat uns fassungslos gemacht und erstmal auch sprachlos. Unser Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Angehörigen. Und unsere Hoffnung gilt dem Schicksal der Geiseln, die sich noch immer in der Gewalt der Hamas befinden, sowie allen anderen Menschen, die von der Eskalation der Gewalt im Nahen Osten betroffen sind. Uns erschüttert auch das aktuelle Leid der palästinensischen Zivilbevölkerung im Gaza-Streifen, das die Hamas mit ihren Terrorakten ausgelöst hat und das sich derzeit dramatisch zuspitzt.
Darüber hinaus ist es für uns nicht hinnehmbar, dass Juden und Jüdinnen in Deutschland und der ganzen Welt bedroht werden und aufgrund antisemitischer Übergriffe und Anschläge um ihre Unversehrtheit fürchten müssen. Als öffentliche Kulturinstitution engagieren wir uns gegen Antisemitismus, Islamophobie und Rassismus. Wir sind der Antidiskriminierung, der interkulturellen Verständigung und dem Austausch unterschiedlicher Standpunkte und Sichtweisen verpflichtet. Unser wirksamstes Mittel dazu ist die Begegnung in und mit der Kunst. Durch sie manifestieren sich Themen und Positionen in unserem Programm.
Zeitgenössische Kunst setzt sich oft mit aktuellen Fragestellungen auseinander, weshalb sich das Thema unweigerlich in unseren Programmen spiegeln wird. Künstlerische Auseinandersetzungen und Debatten zum gewalttätigen Konflikt in Israel und Palästina gibt es seit langem. Wir sind zum Beispiel bereits seit einigen Monaten mit dem israelischen Filmregisseur Amos Gitai im Gespräch über ein Gastspiel seines neuen Theaterstücks „House“, das auf seiner seit dem Ende der 1970er Jahre entstandenen gleichnamigen Dokumentarfilmtrilogie basiert. In dem Stück stehen israelische, palästinensische und iranische Mitwirkende gemeinsam auf der Bühne. Wir sind froh, diese Aufführungen bei uns im kommenden Juni zeigen zu können, im Rahmen einer Themenwoche zu Israel, Palästina und unserem Miteinander in Deutschland, die von Meron Mendel und Saba-Nur Cheema in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung konzipiert und kuratiert wird. Unser Wunsch an die Zukunft ist, dass ein solcher Dialog und Austausch möglich bleibt, oder wieder möglich wird.
Vermutlich wird der Terror gegen Israel und der Krieg in Gaza auch längerfristige Auswirkungen auf unsere Institution, ihre kultur- und gesellschaftspolitische Rolle haben. So wie die meisten historisch einschneidenden Ereignisse und gesellschaftlich relevanten Entwicklungen unser Selbstverständnis stets verändern und bestenfalls erweitern, unsere Sensibilisierung vergrößern und unsere Lernfähigkeit herausfordern. Auf dieser Basis versuchen wir, mit unserer Arbeit das Interesse an einer individuellen und gesellschaftlichen Auseinandersetzung mit künstlerischen Werken, ihren Beweggründen, Themen und Kontexten zu wecken. Um damit vielleicht alternative Zugänge zu komplexen Zusammenhängen zu ermöglichen, und Wege aus der Ausweglosigkeit zu suchen. Solange die Menschen in die imaginativen Potentiale und kreativen Freiräume von Kunst vertrauen, verstehen wir das als unseren Auftrag.
Stand: 1.11.2023