Music Theatre

Battling Siki #3 – N. O. B.

„Battling Siki“ (Siki: der Kämpfer; der, der aufsteht) war der erste schwarzafrikanische Champion der Boxgeschichte. 1897 als Mbarrick Fall in Senegal geboren, machte er unter dem Namen Louis Baye Siki Phall in Frankreich Karriere. 1922 holte er den amtierenden Weltmeister im Halbschwergewicht Georges Carpentier von den Füßen. So kam er ins boxverrückte New York der 20-er Jahre.

Die Weißen animalisierten die Hautfarbe und physische Kraft des Afrikaners; sie nannten ihn „Gorilla“ und „Championzee“, Mischung aus Champion und Schimpanse. Siki kämpfte vergeblich gegen rassistische Diskriminierung. Im Dezember 1925 wurde der Boxer und Lebemann mit sieben Kugeln im Rücken auf der 41. Straße in New York tot aufgefunden, ob Opfer von Konkurrenz unter Boxern oder von Rassenhass blieb ungeklärt. Sein kurzes Leben war ein Cocktail aus Gewalt, Geschwindigkeit und Genuss.

Auch wenn dies der Stoff ist, aus dem Filme und Opern gemacht werden, so verzichten der in Dakar, der Hauptstadt des Senegal lebende Multimedia-Künstler Jean Michel Bruyère und der Pariser Komponist, E-Gitarrist und Elektroniker Kasper T. Toeplitz in ihrer Musiktheater-Installation auf jegliche Form von Erzählung. Ihnen geht es nicht um die Bebilderung und Vertonung der tragischen, aber spannenden Biografie des Boxers. Die Figur steht emblematisch für die Lage der Schwarzafrikaner und ihres Kontinents, zur Passivität verdammt und letztlich wehrlos gegen die Übergriffe von Politik, Kapital und amoralischer Moral aus dem postkolonialistischen Westen. Die fast lichtlose, düstere Inszenierung bietet buchstäblich und übertragen ein „schwarz-weißes“ Szenario. Die Behandlung der gewaltträchtigen Spannung zwischen den Hautfarben, zwischen Humanität und Rassismus zeigt in der heftigen Durchdringung physisch bedrängender Bilder und lauter, pulsierender Klänge das Gesicht eben jener Animalisierung, mit der das weiße Bewusstsein auf die schwarze Herausforderung reagierte und immer noch reagiert. Videoprojektionen boxender schwarzer Torsi, bellender scharfer Hunde und eines jungen weißen Mädchens, das sich mit einem schwarzen Boxer über Zecken unterhält, verschmelzen im Klanggewitter elektronisch verzerrter Musik zu einem verstörenden Erfahrungsraum, der unter die Haut geht.

„JËKK No. 2 – Not an Opera on Boxing“ ist eine neue, stark veränderte Fassung von „Battling Siki – Boxe et Opéra“, das vom Theater Bonn im Rahmen seiner Reihe für experimentelles Musiktheater „Bonn Chance!“ in Auftrag gegeben und im Februar 2003 uraufgeführt wurde.

Programme

Kasper T. Toeplitz / Jean Michel Bruyère
Battling Siki #3 – N. O. B. (2003/2004)

Cast

Kasper T. Toeplitz –  music
Jean Michel Bruyère –  concept, stage, video
Kasper T. Toeplitzelectric bass, electronics
Didier Casamitjana –  percussion, electronics
Eric Barontheremin, electronics
Ensemble Resonanzstring ensemble
Freddog trainer
Silvère Sayag – technical-artistic coordination
Matthias Kirschkesound

In cooperation with Hebbel am Ufer HAU and Theater Bonn