
Discussion
In a world that seems to be coming apart at the seams politically, economically and ecologically, reaching into the registers of the past will no longer suffice for orientation. What is needed today are cultures of rupture. How can they be conceived – only as loss or also as freedom?
Kulturen des Bruchs
In einer Welt, die politisch, ökonomisch und ökologisch aus den Fugen zu geraten scheint, wird der Griff in die Register der Vergangenheit nicht mehr zur Orientierung reichen. Gefragt sind heute Kulturen des Bruchs. Wie lassen sie sich denken – nur als Verlust oder auch als Freiheit?
A registration for the conference is not necessary.
Further informationen at
www.kulturstiftung-bund.de/kulturendesbruchs
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Donnerstag, 28. Juni 2012
19:00 – 20:30 Uhr, Auf der Bühne
Begrüßung
Thomas Oberender, Leiter der Berliner Festspiele
Hortensia Völckers, Künstlerische Direktorin der Kulturstiftung des Bundes
Stephan Schlak, Leitung Kulturen des Bruchs
Vortrag und Gespräch
Nach den Schlachten
Das „Gebot zu vergessen“ war im Alten Europa eine politische Friedensleistung ersten Ranges. In der Memoria-Leidenschaft unserer Tage ist es zu einer marginalen Position verkommen. Welche Zukunft hat diese Kulturtechnik? Wie sollen Erinnern und Vergessen im 21. Jahrhundert austariert sein, wie bindet die Vergangenheit uns bei politischen Entscheidungen?
Bundestagspräsident Norbert Lammert trägt vor und spricht mit dem Althistoriker Christian Meier. Es moderiert Ijoma Mangold.
Ab 20:30 Uhr, Kassenhalle, Garten
Empfang
(Möglichkeit zum Public Viewing des EM-Halbfinalspiels in Rangfoyer und Garten)
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Freitag, 29. Juni 2012
11:00 – 12.30 Uhr, Auf der Bühne
Vergessenshilfe I – Vortrag
Das Vergessen. Über die Historisierung der Erinnerung
An die Stelle des „kommunikativen Beschweigens“ trat in den vergangenen Jahrzehnten das massive Bereden des Vergangenen. Die Erinnerungskultur war die politische Moral der Bundesrepublik. Heute beginnen wir die Erinnerung selbst zu historisieren, so der Philosoph Hermann Lübbe.
11:00 – 12:30 Uhr, Kassenhalle
Podiumsdiskussion
Krise und Kritik
Werden mit Fukushima die atomaren Ängste der Achtzigerjahre wahr? Lauern im Islam die Gefahren eines arabischen Faschismus? Droht in der Finanz- und Euro-Krise ein neues 1929? Unsere Semantik der Krise sucht Halt in der Geschichte. Wie sehr fesselt sie uns bei unseren politischen Entscheidungen? Ein Podium über unsere weltanschauliche Lage mit dem Wirtschaftshistoriker Werner Plumpe, dem Soziologen Hartmut Rosa und dem Staatsrechtler Christoph Schönberger. Es moderiert Martin Bauer.
12:00 – 13:30 Uhr, Rangfoyer
Podiumsdiskussion
Architektur der Zukunft
Lange Zeit war die Architektur das letzte Reservat der Avantgarde. Hier konnte noch groß gedacht und geträumt werden – ungeachtet aller musealen Retro-Schleifen, die die anderen Künste längst befallen hatten. Nun büßt sie vielerorts für die städtebaulichen Sünden der Nachkriegszeit und sucht Anschluss an Tradition und bewährte Formensprachen. Stehen auch hier die stilistischen Zeichen auf Restauration? Oder lässt sich erst heute jenseits der Moderne-„Ideologie“ der Nachkriegszeit frei und unbefangen denken und gestalten? Darüber sprechen u.a. der Architekt Lars Krückeberg (Graft) und der Architekturtheoretiker Michael Mönninger.
14:00 – 15:30 Uhr, Auf der Bühne
Podiumsdiskussion
Jenseits der Begriffe
Heute brechen die innovatorischen Köpfe der Geisteswissenschaften aus dem rationalistischen Denkstil der Nachkriegszeit aus. Ob sie nun den Augenschein, die Präsenz oder die Macht der Bilder beschwören – überall öffnet sich ein Sehnsuchtsland jenseits der Begriffe. Der Literaturwissenschaftler Hans Ulrich Gumbrecht, der Kulturtheoretiker Helmut Lethen und der Historiker Ulrich Raulff versuchen dem Aufstand auf die Spur zu kommen. Es moderiert Stephan Schlak.
14:00 – 15:30 Uhr, Rangfoyer
Podiumsdiskussion
Die Nachgeborenen
Die Zukunft ist kein Raum der Verheißung mehr. Längst ist sie kolonialisiert mit unseren Ängsten – vom Atom bis zur Altersversorgung. Aber das Unbehagen an einem epigonalen Kleinmut, der sich auf das Vermehren der Bestände im Jetzt reduziert, ohne die Frage des „Wozu“ zu beantworten, wächst bei den Nachgeborenen. Darüber sprechen der Historiker Philipp Blom, der Journalist Ralph Bollmann und der Philosoph Andreas Urs Sommer. Es moderiert Karin Fischer.
16:00 – 17:00 Uhr, Kassenhalle
Gespräch
Abenteuer des Augenblicks
Jenseits aller literarischen Moden hat Dieter Wellershoff, Jahrgang 1925, eine ganz eigenständige Rolle in der deutschen Gegenwartsliteratur eingenommen. Er ist einer der bedeutenden realistischen Autoren, ohne daraus je ein Postulat abgeleitet zu haben. Ein Gespräch über den Ernstfall des Schreibens und die neue Sehnsucht nach Realismus. Es moderiert Dirk Knipphals.
16:00 – 17:00 Uhr, Rangfoyer
Vergessenshilfe II - Vortrag
Neuronengewitter
Mentale Gesundheit erfordert, auch vergessen zu können. Aber nach welcher Ökonomie setzt unser Gehirn eine „Gedächtnisblockade“? Es sortiert die Informationen nach seinen eigenen Regeln in Speichern oder Blockieren. Es funktioniert dabei, so die These des Gehirnforschers Hans Markowitsch, als ein bio-kulturelles Organ.
17:00 – 18:00 Uhr, Auf der Bühne
Vortrag
Grenzen der Geschichte
Im kulturalistischen Sog der letzten Jahre hat sich über die politischen Realereignisse eine Geschichte zweiten Grades, des Erinnerns und Gedenkens, gezogen. Aus dem Blick dieses ritualisierten Sprechens über die Vergangenheit geraten die phantastischen Potentiale des Augenblicks. Der Literaturwissenschaftler Karl Heinz Bohrer stellt der herrschenden Rhetorik andere Begriffe gegenüber – Imagination, Subjektivität, Urteilskraft.
18:00 – 19.30 Uhr, Rangfoyer
Podiumsdiskussion
Über das Neue
Das Streben nach Originalität war der Impulsgeber der Avantgarde. Heute scheint dieses Pathos des Neuen im Kreislauf des Kunstmarkts aufgebraucht zu sein. Müssen wir uns von dieser heroischen Vokabel der Moderne verabschieden? Ein Podium zur Lage der Kunst mit den Kunsthistorikern Horst Bredekamp, Christian Demand und Wolfgang Ullrich.
20:00 – 21:30 Uhr, Auf der Bühne
Gespräch
Epiphanien der Wirklichkeit
Wie bewahren wir die „Freiheit“ der literarischen Erzählung sowohl vor der Evidenz der Vergangenheit wie vor der Unmittelbarkeit der Wirklichkeit? Ein Gespräch über die literarische Lage unserer Zeit, den Kult des Bruchs und die Hüter der Form mit Sibylle Lewitscharoff und Martin Mosebach. Es moderiert Ina Hartwig.
20:00 – 21:30 Uhr, Kassenhalle
Podiumsdiskussion
Die Politik der 30jährigen – ein Update
Dreißigjährige entern die politische Bühne. Ihr generationelles Band ist das Internet. Brechen sie produktiv mit eingefahrenen Regeln des Politischen oder verirren sie sich im Kommunikationsdschungel? Über Formen der Partizipation und die Lebensführung einer neuen Jugendbewegung sprechen der Piraten-Politiker Christopher Lauer, die Journalistin Nina Pauer und der Historiker Michael Wildt. Es moderiert Albrecht von Lucke.
Ab 21:30 Uhr, Kassenhalle / Garten
Gartenparty
Der Pophistoriker Bodo Mrozek legt zum Tanz auf – Vinyl-Quellen aus den Swinging Sixites.
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Samstag, 30. Juni 2012
12:00 – 13:30 Uhr, Kassenhalle
Podiumsdiskussion
Vokabeldämmerung
Unsere Krise ist nicht zuletzt eine Krise der Sprache. In unserer durchkapitalisierten Welt schlägt die Stunde der politischen „Vokabeldämmerung“. An die Stelle der deutschen Seele ist das Heilsvokabular des Marktes getreten. Was verbindet den Gefühlshaushalt der alten Zeit noch mit unserer Jetztzeit? Wie bringen wir einfache Fragen und nachhaltige Narrationen wieder zu Gehör? Eine semantische Probebohrung mit der Autorin Thea Dorn, dem Schriftsteller Ingo Schulze und dem Gründer von „FuturZwei“ Harald Welzer. Es moderiert René Aguigah.
12:00 – 13:00 Uhr, Rangfoyer
Vergessenshilfe III – Vortrag
Löschmaschinen
Wir alle trampeln eine Datenspur ins Netz – ob wir wollen oder nicht. Die Schwelle ins computerisierte Zeitalter haben wir nebenbei passiert, so die Informatikerin Constanze Kurz. Müssen wir uns in der Zeit von Smartphones an die Erfindung von Löschmaschinen machen? Es moderiert Holm Friebe.
14:00 – 16:00 Uhr, Auf der Bühne
Vortrag und Podiumsdiskussion
Kulturen des Bruchs
Vor dreitausend Jahren verabschiedete der Monotheismus den Polytheismus. Entscheidend für den Ägyptologen Jan Assmann ist die Absolutheit dieses Bruchs – weg von einer historisch gewachsenen Kultur. Vor dem Horizont der Gedächtnisgeschichte beschreibt er die Zeitenwende, an der wir heute stehen.
Das Ende vom Ende der Geschichte
Unsere intellektuelle Reservehaltung ist seit 1990 mit einer neuen Lage konfrontiert. Die Agenten der klassischen Politikgeschichte betreten wieder die Bühne – Religion, Krieg, Terror. Das Podium mit Jan Assmann, dem Historiker Dan Diner, dem Autor Navid Kermani und dem Politiktheoretiker Herfried Münkler spielt das Drehbuch des 21. Jahrhunderts durch. Es moderiert Jan Roß.
Die Bar und der Garten sind bis 17 Uhr geöffnet.
Änderungen vorbehalten
Direction and concept Stephan Schlak, Friederike Biron, Berlin
Production and advice relations projekte, Berlin