Konzert | Gastorchester
1991 gründete Philippe Herreweghe das Orchestre des Champs-Élysées. Er nannte es nach dem Theater, mit dem es zunächst verbunden war. Ziel: die Aufführung von Werken der Klassik und Romantik auf Instrumenten, wie sie zur Entstehungszeit verwendet wurden. Herreweghe lässt sich die historischen Instrumente besorgen, lässt sie bei Bedarf nachbauen, studiert Besetzungsstärke und Aufstellung der Orchester, um ein überzeugendes Klangbild zu erzielen. Inzwischen ist er mit seiner Arbeit von Haydn und Mozart bis zu Gustav Mahler und Anton Bruckner vorgedrungen. Dessen Vierte und Siebente Symphonie liegen als CDs vor.
Bruckners Symphonien wirken in dieser Deutung erstaunlich modern – nicht weniger monumental als sonst, das gehört zu ihrem Wesen. Aber es gibt eine Monumentalität, die sich hermetisch abschottet und einen das Fürchten lehrt, und eine, die beeindruckt und einlädt. Herreweghes Interpretation lässt ins Innere der Werke hören; sie errichtet gleichsam Bruckners symphonische Gebäude nicht nur aus hartem, abweisendem Stein, sondern auch aus transparentem Glas. Gerade bei der Achten Symphonie mit ihren Farbwechseln und teilweise verwegenen Klangschichtungen – am Ende erscheinen alle entscheidenden Themen des Werkes gleichzeitig – vermittelt er eine differenzierte Klang- und Strukturerfahrung. Besonders dieser »deutschen« unter Bruckners Symphonien bekommt die Durchlichtung und Durchlüftung ausgesprochen gut.
Anton Bruckner [1824–1896]
Symphonie Nr. 8 c-Moll [1887/90, Haas-Fassung]
Allegro moderato – Scherzo (Allegro moderato) – Adagio (Feierlich langsam; doch nicht schleppend) – Finale (Feierlich, nicht schnell)