Konzert | Gastensemble

Klangforum Wien / Emilio Pomárico

Seit 1985, dem europäischen Jahr der Musik, konzertiert das Klangforum Wien: mit eigenen Veranstaltungen im Wiener Konzerthaus, mit Gastspielen bei namhaften Festivals aktueller Musik und in Zusammenarbeit mit Initiativen des neuen Musiktheaters. »Forum« steht für das künstlerische Spektrum und die Arbeitsweise des Ensembles gleichermaßen. Die Wiener Künstler vermitteln das ganze Panorama der Musik, die in den letzten hundert Jahren entstand – »von der klassischen Moderne über Werke junger Komponisten bis zu experimentellem Jazz und freier Improvisation«. Über Repertoire, Auftritte und Kooperationen entscheiden die 24 festen Ensemblemitglieder einvernehmlich.

Wohin? – in der Titel-Frage seines Werkes nennt Hans Zender den offenen Horizont, vor dem sich jedes neue Komponieren sieht. Intention und Aufführungsform gehören für ihn zusammen. »Die basisdemokratische Struktur der weltweit entstandenen Ensembles für neue Musik«, so Zender, »ist nur ein Spiegel der in der Moderne neu entstandenen geistigen Gesetzmäßigkeiten. Diese haben sich von hierarchischen Ordnungen ab- und einem freien Nebeneinander der Formen zugewandt. Das äußert sich sowohl in der Vielfalt der Stile und Sprachformen wie auch in der Vielfalt der instrumentalen Mittel und Kombinationen.« Hans Zender reflektiert neue Musik auch als Modell gesellschaftlichen Verhaltens. Es widerspricht der administrativen Durchorganisation von oben, wie sie in Wirtschaft und Politik um sich gegriffen hat.

Isang Yun kam zwei Mal nach Europa, einmal aus künstlerischem Entschluss, das andere Mal aus politischem Zwang: Der südkoreanische Geheimdienst hatte ihn entführt, inhaftiert und erst nach internationalen Protesten wieder frei gelassen. Yun antwortete dem staatlichen Terror als Mann der Kultur: In seinen Kompositionen brachte er Klangbilder und Zeitempfinden fernöstlicher Musik in die Denkformen der westlichen Moderne ein. Musik entgegnet Macht und Gewalt – als utopische Kunst. Nono spannt in Wehe den eiskalten Monstern einen großem Bogen von der Schärfe, mit der er anfangs Texte über Staatsgewalt durchkreuzt und kontert bis zu den ruhigen, zeitenthobenen Klängen, mit und zu denen er am Schluss ein Leben ohne Angst beschwört. Utopisch schön.

Konzertprogamm

Isang Yun [1917–1995]
Pièce concertante
für Kammerensemble [1976]

Hans Zender [geb. 1936]
¿Adónde? Wohin?
Konzert für Violine, Sopran und Instrumente [2008]
Uraufführung
Kompositionsauftrag des Klangforum Wien und des musikfest berlin | Berliner Festspiele

Luigi Nono [1924–1990]
Guai ai gelidi mostri
für 2 Altstimmen, Flöte, Klarinette, Tuba, Viola, Violoncello, Kontrabass und Live-Elektronik [1983]

Besetzung

Ernst KovacicVioline
Angelika LuzSopran
Susanne OttoAlt 1
Noa FrenkelAlt 2
Peter Böhm, Florian BognerKlangregie

Klangforum Wien
Emilio PomàricoLeitung