Konzert | Gastorchester

Koninklijk Concertgebouworkest Amsterdam / Mariss Jansons

Es gibt ein Bild von Pierre Boulez: Kopf leicht nach vorn geneigt, eine Hand am Kinn, den Blick gerichtet – wohin? Auf ein Ensemble, ein Orchester, ein Auditorium? Mit diesem Bild könnte man das Konzert des Concertgebouworkest hinterlegen, obwohl Boulez im Programm nicht vorkommt. Aber er hat sich mit allen vier Werken beschäftigt, hat sie durchdacht, hat sie in Wort und Tat, als Essayist und Dirigent interpretiert: Strawinskys Bläsersinfonien mit ihrem herben Charme, der Formen aus der Geschichte mit modernen Schrittfolgen zum Tanzen bringt. Bartóks Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta, die filigran gearbeitete Raummusik, die mit ihrem starken Schlagzeuganteil über europäische Musiktraditionen hinausweist. Den Feuervogel, der so sehr zu Strawinskys Markenzeichen wurde, dass der Komponist in den USA als »Mr. Firebird« angesprochen wurde. Für die Quatre dédicaces, vier frühe Stücke von Luciano Berio aus der Zeit seiner Strawinsky-Faszination, schlug Boulez den gemeinsamen Obertitel vor.

Man darf das Konzert als eine Hommage an den Interpreten Boulez verstehen. Widmungen haben allerdings ihre eigene Dynamik. Strawinsky schrieb seine Bläsersinfonien zum Gedenken an Claude Debussy. Sie klingen eher wie eine Entgegnung. Mariss Jansons Deutungen der vier Werke werden sich vollkommen anders anhören als Boulez’ Interpretationen. Ein Künstler erweist dem anderen Respekt, indem er sagt: »Ich bin anders.«

Konzertprogramm

Igor Strawinsky [1882–1971]
Symphonies d`instruments à vent [1920]
à la memoire de Claude Achille Debussy

Béla Bartók [1881–1945]
Musik für Saiteninstrumente, Schlagzeug und Celesta [1936]

Luciano Berio [1925–2003]
Quatre dédicaces für Orchester
Fanfara [1982] – Entrata [1980] – Festum [1989] – Encore [1978/1981]
Deutsche Erstaufführung

Igor Strawinsky
Der Feuervogel
Ballett-Suite für Orchester [1909/10, rev. 1945]