Konzert | Isang Yun / Berliner Orchester
Antrittskonzert
RSB-Chefdirigent Vladimir Jurowski
Isang Yun 100: Orchesterkonzert II
Federico Fellini, „Prova d’Orchestra“, Standfoto, 1978 aus: Federico Fellini: „Orchesterprobe“, Zürich 1979
Der Auftakt weckt Erwartungen. Vladimir Jurowski und das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin kennen sich von gemeinsamen Projekten. Im Musikfest-Konzert aber tritt der 45-Jährige erstmals als Chefdirigent und Künstlerischer Leiter ans Pult des Orchesters. Sein Credo: Musik stellt Ansprüche. Den ersten Teil grundiert das, was Boris Schwartz die Signatur des 20. Jahrhunderts nannte: das Drama von Flucht, Exil und die Frage nach dem Ort der Kunst; die Emphase des Aufbruchs in Beethovens bekanntester „Volksrede an die Menschheit“ (Th. W. Adorno) beschließt das Konzert. Internationale Proteste sorgten dafür, dass Isang Yun nach Entführung und Inhaftierung durch den südkoreanischen Geheimdienst wieder in Freiheit kam. Er wählte Berlin als Basis seines Wirkens. Taoistische Weltschau bildet das Programm der „Dimensionen“ in denen er „das Prinzip der „Bewegtheit in Unbewegtheit“ zu gestalten, den lebendigen, individuellen Mikrokosmos dem gleichbleibenden, allgemeingültigen Makrokosmos eingliedern“ wollte (H. Kunz). Arnold Schönbergs Violinkonzert, eine Antwort auf das letzte Werk seines Schülers Alban Berg, war seine erste große Komposition im amerikanischen Exil. Luigi Nono zog für sein Oratorium „Julius Fučik“, von dem er nur den ersten Teil vollendete, Texte des tschechischen Widerstandskämpfers heran, der 1943 von den Nationalsozialisten ermordet wurde; seine „Reportagen unter dem Strang geschrieben“ galten als antifaschistische Pflichtlektüre. Auszüge aus ihnen werden in die Musik gesprochen. Das Thema und der Dichter begleiteten Nono bis weit in die 1960er-Jahre.
Isang Yun [1917-1995]
Dimensionen
für großes Orchester mit Orgel [1971]
Arnold Schönberg [1874-1951]
Konzert für Violine und Orchester op. 36 [1934/1936]
Luigi Nono [1924-1990]
Julius Fučík
für zwei Rezitatoren und Orchester [1949]
Ludwig van Beethoven [1770-1827]
Symphonie Nr. 5 c-moll op. 67
mit Orchester-Retuschen von Gustav Mahler [1804/1808]
Christian Tetzlaff Violine
Max Hopp (Fučík) Sprecher
Sven Philipp (Offizier) Sprecher
Eine Veranstaltung des Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
in Kooperation mit Berliner Festspiele / Musikfest Berlin