Konzert | Stockhausen III
Karlheinz Stockhausen III
Karlheinz Stockhausen am Mischpult, Aufführung von Mantra in Shiraz, Shiraz Arts Festival, September 1972 © Archiv der Stockhausen-Stiftung für Musik, Kürten
Eine Autofahrt in den Neuenglandstaaten der USA brachte die Idee zu „Mantra“ hervor. „Ich summte vor mich hin“, berichtet Stockhausen, „und hörte diese Melodie – es kam alles ganz schnell zusammen. Ich hatte die Idee einer einigen musikalischen Figur oder Formel, die über eine sehr lange Zeitperiode ausgedehnt werden sollte. Und diese Noten waren die Zentren, um die ich fortlaufend dieselbe Formel in einer kleineren Form darstellen wollte.“ Die Formel – das ist einerseits eine Pendelbewegung, andererseits eine Melodie, deren Töne durch charakteristische Bewegungen angesteuert werden.
Diese Doppelformel wird wiederholt, gespreizt, gedehnt, gestaucht. Sie organisiert die verschiedenen Zeitebenen des Werkes: die Gesamtform, ihre Teile, deren Abschnitte und Phrasen. Mikro- und Makrokosmos dieser Musik sind vielfach miteinander vermittelt wie in einem idealen Schöpfungswerk. Die Formel wirkt organisierend im Hintergrund, bestimmt mit ihren Elementen aber auch die Ereignisse im Vordergrund. Repetitionen und Permutationen machen alles, was geschieht, nachvollziehbar. Die Ringmodulatoren, mit denen die Klaviere verbunden sind, deuten sphärische Ver- und Entrückungen des Klangs an. Antike Zimbeln setzen rituelle Signale und zeigen damit die Formgliederung, die dreizehn Akte des Abends an.
Stockhausen bezeichnete die Urformel nicht als Thema, nicht als Reihe, sondern als Mantra, und nannte auch die ganze Komposition so. Das abendfüllende Werk zelebriert die Enthüllung und Entfaltung seines Wesens, das in der Urformel beschlossen ist.
Karlheinz Stockhausen [1928-2007]
Mantra
für zwei Klaviere und Ringmodulation [1970]
Pierre-Laurent Aimard Klavier (Woodblocks, Cymbals antiques)
Tamara Stefanovich Klavier (Woodblocks, Cymbals antiques)
Marco Stroppa Klangregie
Eine Veranstaltung der Berliner Festspiele/Musikfest Berlin, gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds und mit freundlicher Unterstützung der Ernst von Siemens Musikstiftung