Konzert | Berliner Orchester
Peter Eötvös, Leitung
Heimspiel I
Kondenzstreifen eines Flugzeugs Foto anonym, USA, 50er Jahre
Nach Andalusien, Amerika und in die Geschichten der Kabbala entführen die Werke von Eötvös, Xenakis und Varèse das Publikum. Als Solistin mit dabei: die herausragende Violinistin Isabelle Faust.
Edgard Varèse, Italo-Franzose mit Paris- und Berlinerfahrung, lebte schon einige Jahre in den USA, als er seine Tondichtung „Amérique“ schrieb. Aber den Glauben, die Hoffnung auf die unbegrenzten Möglichkeiten, die an dem Land gerühmt wurden, hatte er noch nicht aufgegeben. In den „Amériques“ ist Entgrenzung Programm. Die Urfassung, die Peter Eötvös dirigiert, verlangt ein 140-köpfiges Orchester mit Sirene, Schiffshupe, Windmaschine und Löwengebrüll. Bewusst wird die Grenze zwischen Kunst und Stadt, den Wahrzeichen modernen Lebens, übergangen. Eine Vision komponierte Varèse, gewaltig in ihrer Wirkung, klar strukturiert in Form und Verlauf. Er schuf eine Neue Welt der Fantasie, in welche die Realität hereintönt.
Die Faszination der anderen, fremden Welt leitete auch Peter Eötvös bei der Komposition seines dritten Violinkonzerts, eines Auftrags der Stiftung Berliner Philharmoniker gemeinsam mit dem Granada-Festival, dem Orchestre de Paris und den BBC Proms. Die Alhambra, das prächtige Bauzeugnis spanisch-maurischer Kultur, die andalusische Landschaft, das Licht ihres Himmels – all das finde sich, so der Komponist, in seinem Werk wieder. Sein Faible für Kryptogramme führte dazu, dass er seine Fantasie zunächst an die Töne G (Granada) und an die in Noten übersetzbaren Buchstaben von Alhambra band, um aus ihnen das klangvoll-virtuose Werk zu entwickeln. Die Solistin erhält in der Mandoline eine ständige Begleiterin. Das Konzert gleiche, so Eötvös, in einem Rundgang durch die Alhambra und die Ideen, die sie anstieß.
Das Programm ist als großes Orchestercrescendo angelegt. Es beginnt mit dem Streicherklang. Das Geheimnis des fernen Orts, Jerusalem und die teuflisch-göttlichen Legenden, die sich um diese heilige Stadt ranken, führten die Gedanken des Varèse-Schülers Iannis Xenakis, als er „Shaar“ 1982 für das Testimonium-Festival in Israel komponierte.
Peter Eötvös (*1944)
Alhambra
Konzert für Violine und Orchester Nr. 3 (2018)
Auftragswerk der Stiftung Berliner Philharmoniker gemeinsam mit dem Granada Festival, dem Orchestre de Paris und den BBC Proms
Deutsche Erstaufführung
Iannis Xenakis (1922 – 2001)
Shaar
für großes Streichorchester (1983)
Edgard Varèse (1883 – 1965)
Amériques (1. Fassung 1918 – 1922, rev. 1927)
Eine Veranstaltung der Stiftung Berliner Philharmoniker in Kooperation mit Berliner Festspiele / Musikfest Berlin