Konzert

Pierre-Laurent Aimard II

Klavierabend: Schönberg / Ives

Mann sitzt den Betrachtenden zugewandt vor weißem Hintergrund auf Klavierhocker

Pierre-Laurent Aimard © Marco Borggreve

Charles Ives’ „Concord Sonata“ gehört zu den monumentalsten Klaviersonaten des 20. Jahrhunderts – eine Tonflut, aberwitzig anspruchsvoll, notiert in drei Systemen statt der üblichen zwei. Auch für einen international gefeierten Pianisten wie Pierre-Laurent Aimard eine Herauforderung. Die Sonate greift die Bewegung der amerikanischen Transzendentalist*innen auf: Die Stadt Concord in Massachusetts gilt als das Weimar der USA, hier lebten Mitte des 19. Jahrhunderts Autor*innen wie Henry David Thoreau, Ralph Waldo Emerson und Nathaniel Hawthorne. Eine Dichte an Talenten, die an das Wien der frühen Neuen Musik erinnert, für das der zweite Fixpunkt des Abends zentral ist: Arnold Schönberg mit dem kompletten Schaffen für Klavier solo.

19:10, Ausstellungsfoyer
Einführungsveranstaltung

Als man Pierre-Laurent Aimard mit dem Ernst von Siemens Musikpreis 2017 den „Nobelpreis der Musik“ verlieh, wurde er als „internationale Schlüsselfigur im Musikleben unserer Zeit“ gefeiert – als ein Pianist „des Lichts und der Farben, der alles, was er spielt, klar und lebendig werden lässt“. Anlässlich des Ives-Schönberg-Doppeljubiläums, deren 150. Geburtstage die Musikwelt in diesem Jahr feiert, widmet sich Aimard Schönbergs Gesamtwerk für Klavier solo: angefangen von den freitonalen Klavierstücken op. 11, die noch von einem Klavierklang ausgehen, der die von Schumann und Brahms gesetzten Grenzen nicht überschreitet, bis hin zu den streng zwölftönig komponierten Werken op. 25 und 33. Nach der Pause steht mit Charles Ives’ „Concord Sonata“ der wohl monumentalste Entwurf einer Klaviersonate im 20. Jahrhundert auf dem Programm, die bei der Uraufführung 1939 dem bis dahin immer noch weitgehend unbekannten Komponisten zum Durchbruch verhalf. Wie Ives in seinem Kommentar „Essay Before a Sonata“ ausführte, ist die geistige Welt des technisch aberwitzig anspruchsvollen Stücks, dessen fesselnde Tonflut immer wieder in drei anstatt in zwei Systemen notiert ist, im Umfeld des amerikanischen Transzendentalismus angesiedelt, der im kleinen neuenglischen Städtchen Concord in Massachusetts zwischen 1840 und 1860 seine Hochblüte erlebte. Schönberg kannte und schätzte die Musik seines amerikanischen Kollegen: „In diesem Land“, bekannte er 1947, „lebt ein bedeutender Mann – ein Komponist. […] Er ist nicht gezwungen, Lob oder Tadel zu akzeptieren. Er heißt Ives“.

Programm

Arnold Schönberg (1874 – 1951)
Drei Klavierstücke op. 11 (1909/10)
Sechs kleine Klavierstücke op. 19 (1911)
Fünf Klavierstücke op. 23 (1920/23)
Klavierstücke op. 33a/33b (1929/31)
Suite für Klavier op. 25 (1921 – 1923)

Charles Ives (1874 – 1954)
Piano Sonata No. 2, Concord, Mass.
Emerson – Hawthorne – The Alcotts – Thoreau

 

Mitwirkende

Pierre-Laurent Aimard Klavier

Eine Veranstaltung der Berliner Festspiele / Musikfest Berlin