Konzert

Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks

Sir Simon Rattle, Leitung
Hindemith / Zemlinsky / Mahler

Von Schnee bedeckter Park mit Tempelgebäude im Stil griechischer Antike

„Weit unten im Süden, im Dixieland“ („Sinfonische Gesänge“): der Parthenon von Nashville, Tennessee, im Februar 1951 © J.T. Phillips – USA TODAY NETWORK

Das Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks ist eine Jugendliebe Simon Rattles – nun debütiert er als dessen Chefdirigent und Nachfolger von Mariss Jansons beim Musikfest Berlin mit einem Programm, das mit Paul Hindemith Bach als Jazz denkt, mit Alexander von Zemlinsky die Schwarzen Dichter der „Harlem Renaissance“ interpretiert und schließlich mit Gustav Mahler meisterhaft ins Tragische marschiert.

19:10, Südfoyer
Einführungsveranstaltung

Wiedersehen mit Sir Simon! Erstmals nach seinem Amtsantritt als Chefdirigent von Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks ist Simon Rattle wieder beim Musikfest Berlin zu Gast. Parodistische Eröffnung des Abends ist Paul Hindemiths „Ragtime (wohltemperiert)“, in dem der damals 26-jährige noch junge Wilde das Thema aus Bachs c-Moll-Fuge – der Nummer zwei des „Wohltemperierten Klaviers“ (Band 1) – mit jazzigem Drive genüsslich durch den Kakao zieht: „Wenn Bach heute lebte, vielleicht hätte er den Shimmy erfunden oder zum mindesten in die anständige Musik aufgenommen“, analysierte jovial der Komponist. Anschließend widmet sich der amerikanische Bariton Lester Lynch mit gewohnt seidigem Legato Alexander von Zemlinskys „Symphonischen Gesängen“, denen Gedichte afroamerikanischer Lyriker zugrunde liegen, die unter dem Schlagwort „Harlem Renaissance“ bekannt geworden sind. Zu ihnen gehörte unter anderen Langston Hughes, der später bei „Street Scene“ mit Kurt Weill zusammengearbeitet hat. Die Texte, die die österreichische Frauenrechtlerin, Pazifistin und Pädagogin Anna Nussbaum 1929 für den damals Aufsehen erregenden Band „Afrika singt“ zusammenstellte und übersetzte, thematisieren in drastischem Realismus und verstörender Sprache den von Rassismus geprägten Alltag der Schwarzen Dichter*innen, zu dem Erfahrungen von Gewalt, Vergewaltigungen und Lynchmorden gehören. Das Buch wird 1938 von den Nationalsozialisten verboten, viele der am Entstehen des Bandes Beteiligte werden verfolgt. Auch Alexander von Zemlinsky, Komponist mit jüdischen Wurzeln, geht ins Exil. In seiner Vertonung verzichtet er weitgehend auf melodische und rhythmische Anleihen an Jazz, Blues und Spiritual. Stattdessen stellte er der geballten Emotionalität der vertonten Texte eine bisweilen neoklassizistisch-kühle Klangwelt gegenüber – mit außerordentlich großer Wirkung.

Programm

Paul Hindemith (1895 – 1963)
Ragtime (wohltemperiert) (1921)

Alexander von Zemlinsky (1871 – 1942)
Symphonische Gesänge op. 20 (1929)
für eine mittlere Stimme und Orchester 
nach Gedichten aus der 1929 erschienenen Sammlung „Afrika singt“ 

Gustav Mahler (1860 – 1911)
Sinfonie Nr. 6 a-Moll (1903 – 1905, rev. 1906/07)

Eine Veranstaltung der Berliner Festspiele / Musikfest Berlin