
Marina Abramović, 2025 © Foto: Marco Anelli
Seit Beginn ihrer Karriere in Belgrad in den frühen 1970er-Jahren hat Marina Abramović die Performance als visuelle Kunstform maßgeblich geprägt. Sie schuf einige der wichtigsten frühen Arbeiten dieser Praxis, darunter Rhythm 0 (1974), in der sie sich dem Publikum als Versuchsobjekt anbot, sowie Rhythm 5 (1974), wofür sie sich in die Mitte eines brennenden fünfzackigen Sterns legte, bis sie das Bewusstsein verlor. Diese Performances verbanden Konzept mit Körperlichkeit, Ausdauer mit Empathie, Kompliz*innenschaft mit Kontrollverlust, Passivität mit Gefahr. Sie verschoben die Grenzen der Selbsterkundung – sowohl für sie selbst als auch für ihr Publikum – und markierten ihre ersten Auseinandersetzungen mit Zeit, Stille, Energie, Schmerz und durch die lange Dauer von Performances gesteigerten Bewusstseinszuständen.
2012 gründete sie das Marina Abramović Institute (MAI), eine gemeinnützige Stiftung für Performancekunst, die sich auf Performance, Langzeit-Arbeiten und die Anwendung der „Abramović-Methode“ konzentriert. MAI ist eine Plattform für immaterielle und langandauernde Arbeiten mit dem Ziel, neue Möglichkeiten der Zusammenarbeit zwischen Denker*innen aus allen Bereichen zu eröffnen.
Abramović gehörte zu den ersten Performancekünstler*innen, die von der institutionellen Museumswelt offiziell anerkannt wurden, mit großen Einzelausstellungen in Europa und den USA über einen Zeitraum von mehr als 25 Jahren. 2024 eröffnete Abramović ihre erste Einzelausstellung in China: Transforming Energy im Museum of Modern Art, Shanghai. 2023 war Abramović die erste Frau, die eine große Einzelausstellung in den Hauptgalerien der Royal Academy of Arts in London präsentierte. Diese Schau wird bis 2026 durch Europa und Asien touren. Ihre erste europäische Retrospektive The Cleaner wurde 2017 im Moderna Museet in Stockholm gezeigt, gefolgt von Präsentationen im Louisiana Museum of Modern Art in Humlebæk, Henie Onstad, Sanvika (2017), in der Bundeskunsthalle, Bonn (2018), im Centre of Contemporary Art, Toruń (2019) und im Museum of Contemporary Art Belgrad (2019). 2010 eröffnete Abramović ihre erste große Retrospektive in den USA und performte außerdem über 700 Stunden in The Artist is Present im Museum of Modern Art in New York. Anlässlich ihres 75-jährigen Jubiläums präsentieren die Berliner Festspiele 2026 Balkan Erotic Epic in zwei Teilen: als eine Ausstellung im Gropius Bau sowie die gleichnamige mehrstündige Bühnenproduktion im Haus der Berliner Festspiele.
1997 erhielt Abramović den Goldenen Löwen für ihre Performance Balkan Baroque auf der Biennale in Venedig. 2006 wurde sie für ihre Performance Seven Easy Pieces mit dem Preis der US Association of Art Critics für die beste Ausstellung zeitbasierter Kunst im Guggenheim in New York ausgezeichnet. 2008 erhielt Abramović die Österreichische Ehrenzeichen für Wissenschaft und Kunst in Wien. 2011 wurde sie von der Royal Academy in London zur Honorary Royal Academician ernannt. 2013 erhielt sie den Ordre des Arts et des Lettres Officier für ihre Arbeit in Boléro, Paris, und 2022 wurde sie zur Commandeur desselben Ordens befördert. 2014 wurde Abramović vom TIME Magazine zu den 100 einflussreichsten Persönlichkeiten der Welt gezählt. 2021 erhielt sie den Prinzessin-von-Asturien-Preis für die Künste in Spanien sowie die Goldene Verdienstmedaille der Republik Serbien. 2023 wurde ihr der Sonning-Preis der Universität Kopenhagen verliehen, den sie 2024 offiziell entgegennahm. Im selben Jahr erhielt sie ein Ehrendoktorat der Accademia Albertina in Turin sowie den Luxemburgischen Friedenspreis des World Peace Forum. 2025 wurde sie mit dem Praemium Imperiale für Skulptur der Japan Art Association ausgezeichnet.
Stand: November 2025