
Per Nørgård © Lars Skaanin
Per Nørgård, geboren 1932 in einem Vorort Kopenhagens, ist ein Einzelgänger der neuen Musik, der sich nicht auf eine bestimmte stilistische Position festlegen lässt. Als sehr produktiver Komponist hat er in einem kaum überblickbaren Schaffen zahlreiche avantgardistische und traditionelle Stilmittel erprobt. Dabei bilden allgemeine polare Vorstellungen wie die Dichotomie von Ordnung und Chaos oder Idyll und Katastrophe Konstanten seines musikalischen Denkens.
Per Nørgård studierte bei dem dänischen Symphoniker Vagn Holmboe in Kopenhagen, bei dem er mit 17 Jahren anfing, Privatunterricht zu nehmen, und bei Nadia Boulanger in Paris. Nørgårds kompositorische Anfänge standen im Zeichen nordischer Komponist*innen, vor allem von Jean Sibelius und Carl Nielsen. Zu Beginn der 1960er Jahre kam Nørgård in engen Kontakt mit der europäischen Avantgarde, was sein Schaffen grundlegend veränderte. Viele experimentelle Werke dieser Zeit basieren auf der so genannten Unendlichkeitsreihe, deren Töne durch die Wiederholung einfacher mathematischer Prozesse erzeugt werden. Ähnlich gewichtige Anregungen empfing Nørgård später in größeren zeitlichen Abständen auf Reisen nach Indonesien und Südasien, von der Begegnung mit den Arbeiten des schizophrenen Künstlers Adolf Wölfli und durch die Auseinandersetzung mit den Schrecken des Ersten Weltkrieges. Daneben finden sich immer wieder Reflexe von Naturerlebnissen in seiner Musik. Als Professor für Komposition hat Per Nørgård in einer über 30jährigen Lehrtätigkeit vor allem am Konservatorium in Århus großen Einfluss auf die jüngeren Komponist*innengeneration genommen.
Stand: Juni 2016