Production
Blickwechsel – Oberstufentheatergruppe / Ernst-Mach-Gymnasium, Haar
ERWIN OLAF RE:WORKS © Janina Kufner
No plot! No dialogues! No theater? The project group “Erwin Olaf” from the Ernst-Mach-Gymnasium Haar lets works of art “speak" and brings photographs live on stage.
The piece “ERWIN OLAF RE:WORKS” is a kind of extended exhibition. On the basis of selected works by the Dutch photo and video artist Erwin Olaf, an associative sequence of scenic miniatures is created in which reactions to the images open up delightful resonance spaces that inspire one's own mind games and enchant a little.
Der Kern der Inszenierung „ERWIN OLAF RE:WORKS“ der Oberschulgruppe des Ernst-Mach-Gymnasiums Haar steckt schon in ihrem Titel: Zu sehen sind Erwin Olafs Foto- und Videokunst, seine Werke (WORKS), die groß auf die Bühne projiziert werden. Zu sehen sind die Spieler*innen, die sich auf der Bühne dazu verhalten, also die „REWORKS“ von Olafs Kunst – mögliche Übersetzungen ins Deutsche hierfür sind „Überarbeitung“, „Aufbereitung“, „Neuformulierung“. Doch sind diese beiden Ebenen nicht separate, voneinander unabhängig existierende Welten. Hier wird keine Ausstellung besucht und eine anschließende Lesung gehalten. Die Kunstanalyse erfolgt im schrägen Winkel, in den Köpfen der Zuschauer*innen, sie entsteht und ereignet sich im Doppelpunkt der „RE:WORKS“ – im großen „Zwischen“ der projizierten Kunstwerke und der Überarbeitung durch die Spieler*innen.
Das Beamer-Licht fällt auf ihre Körper, die durch die weiße Kleidung selbst zur Projektionsfläche werden. Sie werden Teil der Kunstwerke, doppeln sie, reiben sich an ihnen, ergänzen sie, kontrastieren sie, kommentieren sie. Unter Einbezug der aus Holz geformten Bühnenelemente, die ausgewählte Objekte Olafs Kunst ins Dreidimensionale abstrahieren, schaffen sie im Spiel gekonnt einen körperlichen Zugang. Über ebendiesen sinnlichen Zugang spannen sie dem Publikum Möglichkeitsräume für Interpretationen auf, machen die statischen, polierten Bilder greifbar. Geschickt setzen sie Schwerpunkte, hinterlassen aber stets eine Lücke. Sie machen einen Verweis, sind der Doppelpunkt zum Geschehen in den Kunstwerken. Wie mit einem Skalpell sezieren die Spieler*innen vorhandene Bedeutungskontexte und legen ihre Sinnesbezüge frei, machen sie mit bloßem Auge sichtbar. Sie bauen Rampen und Treppen, auf denen die Zuschauer*innen sich auf einen Weg begeben können, in den Bildern neue Aspekte zu suchen, sie genauer zu betrachten und Erkenntnisse zu gewinnen.
„Es bleibt also Ihnen überlassen, die Leerstellen zu füllen.“ spricht ein*e Spieler*in gleich zu Beginn der Inszenierung in ein Mikrofon und fordert damit die Zuschauenden indirekt auf, sich auf ihren bequemen Sitzen des Theatersaals nach vorn zu lehnen und ihre passive Rolle zu verlassen. Denn wer sich darauf einlässt, wer die Angebote wahrnimmt, findet womöglich sich selbst wieder. Schließlich sind es unsere Gedanken, unsere Zugriffe und unsere Weltbilder, die die Leerstellen zu füllen vermögen. In genau diesen Leerstellen wird das Theater zu einem kreativen Ort, an dem Sinn erst im Ereignis zwischen Zuschauer*innen und Bühne entsteht.
An diesem ästhetisch mitreißenden Theaterabend reicht uns das Ensemble die Hand und führt uns mit viel Humor, abstraktem Spiel und präzisen Bewegungen zwischen den Lichtstrahlen der Projektion durch eine Galerie der Neuentdeckungen. Sie laden uns ein, die Brücke zu begehen, die sie gebaut haben. Zwischen Bühne und Publikum, zwischen Foto und Theater, zwischen Bedeutung und Bedeutungsfindung – irgendwo im Doppelpunkt.
Estella Antinori, Katja Charushnikova, Sophie Dehelean, Miriam Duppel-Valenzuela, Luisa Eschertzhuber, Laura Jobst, Marlene Kaufmann, Lisa Kienbacher, Moritz Kovacs-Hintz, Tomma Lüthje, Ann-Julika Melms, Olivia Plankensteiner, Janik Riehm, Julia Riehm, Ben Schlemper, Eva Schlick, Marisa Schröder, Maxi Strobel, Bella Tefera, Grete Weichert, Ratka Zdenek
Thomas Ritter – Play director
Lara Frisch – Assistance
Timon Grüschow – Photo editing
Florian Hochmuth – Live DJ
Timmi Tenter – Projections and Monitor Displays
Jarden Böckmann – Sound
Joseph Helfrich – Lighting Design