Konzert | Berliner Orchester

Staatskapelle Berlin

Luigi Nono zählte seit den 1960er Jahren Maurizio Pollini zu seinen engen Freunden. Beide waren außerdem durch gemeinsame Projekte verbunden, Nono schätzte Pollinis Klavierspiel sehr. Trauerfälle, der Tod eines Kindes in der Familie Pollini und der Tod der Eltern Nonos, leidvolle Verluste innerhalb weniger Monate, haben sich im Klavierstück … sofferte onde serene … (»durchlittene heitere Wellen«) niedergeschlagen, das Maurizio und Marilisa Pollini gewidmet ist. »Diese gemeinsame Erfahrung hat uns in der Trauer des unendlichen Lächelns der ›…durchlittenen heiteren Wellen.… ‹ einander noch näher gebracht«, bemerkte Nono in diesem Zusammenhang. Das Stück, eine Trauermusik, Musik über Erinnerung, ist für Soloklavier und zweispuriges Tonband komponiert. Für das Abschlusskonzert des Musikfests Berlin konnte Maurizio Pollini gewonnen werden. Die über Lautsprecher zu hörenden, teils elektronisch manipulierten Klänge hat er einst selbst im Studio di Fonologia der RAI in Mailand eingespielt.

Entgegen dem Bild von Wolfgang Amadeus Mozart als Vielschreiber, der seine Musik mit leichter Hand schnell komponierte, brauchte er für sein Klavierkonzert Nr. 23 zwei Jahre. Überhaupt ist dieses Konzert in vielerlei Hinsicht ein Ausnahmewerk. Offensichtlich benutzt Mozart hier die Gattung des Klavierkonzerts als Experimentierfeld: Statt der bis dahin üblichen Oboen setzt er die Klangfarbe der Klarinetten ein. Gegenüber seinen anderen Konzerten jener Zeit herrscht kammermusikalische Transparenz vor, in diesem Rahmen spitzt Mozart die symphonische Kontrastierung zu. Und statt bloßer Wiederholung entwickelt er die Themen weiter. Der Mittelsatz wirkt wie eine Arie ohne Worte. Das Finalrondo deutet Mozart neu, und die temperamentvolle Coda wirkt wie der Schluss einer Opera buffa.

Bereits während seiner intensiven Reisetätigkeit als Virtuose plante Liszt eine Dante-Symphonie. Von den ersten Skizzen bis zur Fertigstellung vergingen jedoch über fünfzehn Jahre. Seinem Freund Richard Wagner teilt er mit: »Schon längst trage ich eine Dante-Symphonie in meinem Kopf herum – im Laufe dieses Jahres soll sie fertig sein – 3 Sätze, Hölle, Fegefeuer und Paradies – die beiden ersten bloß instrumental, der letzte mit Chor.« Wagner hat massive Einwände: »Dass die Hölle und das Fegefeuer gelingen wird, bezweifele ich keinen Augenblick: gegen das Paradies habe ich aber Bedenken, und Du bestätigst sie mir schon dadurch, dass Du dafür in Deinem Plane Chöre aufgenommen hast.« Daniel Barenboim und die Staatskapelle Berlin bringen Liszts wohl ambitioniertestes Werk zum Klingen.

Konzertprogramm

Wolfgang Amadeus Mozart [1756–1791]
Konzert für Klavier und Orchester Nr. 23 A-Dur KV 488 [1786]

Luigi Nono [1924–1990]
… sofferte onde serene …
für Klavier und Tonband [1976]

Franz Liszt [1811–1886]
Eine Symphonie zu Dantes Divina Commedia
für Orchester und Damenchor [1855/56]
1. Inferno 2. Purgatorio

Besetzung

Maurizio PolliniKlavier
André RichardKlangregie

Experimentalstudio des SWR

Damenchor der Staatsoper
Eberhard FriedrichEinstudierung

Staatskapelle Berlin
Daniel BarenboimLeitung

Eine Veranstaltung der Staatsoper Unter den Linden in Kooperation mit dem musikfest berlin | Berliner Festspiele