Konzert
Hanns Eisler in Amerika
Hanns Eisler auf der Terasse seines Hauses in Malibu Beach,1945 © Archiv Dr. Jürgen Schebera
Anlässlich seines 50. Todestags darf Hanns Eisler beim Musikfest Berlin 2012 natürlich nicht fehlen. Gemeinsam mit der internationalen Hanns-Eisler-Gesellschaft beleuchtet das Musikfest als Beitrag zu den Hanns-Eisler-Tagen 2012 die amerikanische Zeit des Komponisten.
Die Exiljahre Hanns Eislers gleichen einer Odyssee: Wien, New York, Fünen in Dänemark, Strasbourg, Liberec in Nordböhmen und Moskau sind seit 1933 nur einige der Stationen. 1937 ist er bei der spanischen Volksfront, 1938 erneut in den USA. Wieder hat er nur ein Besuchervisum für ein halbes Jahr. Zwischenzeitlich geht er nach Mexiko, lebt eine Zeit lang illegal in den USA, bis er eine Aufenthaltserlaubnis erhält. Gleichzeitig wird er wegen seines politischen Engagements argwöhnisch von den US-Behörden beobachtet und schließlich 1948 trotz des Protests vieler prominenter Künstlerkollegen als Kommunist des Landes verwiesen.
Hanns Eislers Sonate für Violine und Klavier, die „Reisesonate“, ist 1937 auf dem Weg von Spanien nach Prag entstanden, das Streichquartett 1938 in New York. Durch seine Lehrtätigkeit an der New School for Social Research kann Eisler in New York zusammen mit Theodor W. Adorno ein Forschungsprojekt über Filmmusik durchführen. In diesem Rahmen entsteht eine Filmmusikstudie zum Stummfilm Regen des niederländischen Regisseurs Joris Ivens, aus der Eisler sein Werk 14 Arten, den Regen zu beschreiben komponiert.
Charles Ives’ Three-Page Sonata beginnt mit dem B-A-C-H-Motiv und hat in einem Umfeld von Ragtime- und Marschstrukturen mehrere zwölftönige Reihen. Die beiden Sätze Largo risoluto Nr. 1 und Nr. 2 weisen bemerkenswerte polymetrische Überlagerungen auf und in Nr. 2 zudem wirkungsvolle Dynamikunterschiede zwischen Streichquartett und Klavier. Aaron Coplands Sextett aus dem Jahr 1937 nimmt bereits mit amerikanischen Folkloreelementen den Stil seiner späteren Erfolge Billy the Kid, Rodeo und Appalachian Spring vorweg. Die aus Ohio stammende Komponistin Ruth Crawford Seeger gehörte zu den amerikanischen „Ultramodernisten“, die die klassische europäische Tradition ablehnten, und hatte Kontakt zu John Cages Lehrer Henry Cowell. Crawford Seegers Werke sind frei tonal, dissonant geschärft und präzise durchstrukturiert.
Das Pellegrini-Quartett, das die Quartette von Eisler und Crawford Seeger schon in hochgelobten Aufnahmen eingespielt hat, setzt gemeinsam mit den Solisten Andrea Kollé Heinrich Mätzener und Christoph Keller Hanns Eisler in einen spannenden Dialog mit seinen amerikanischen Kollegen.
www.pellegrini-quartett.de
www.andreakolle.com
www.christoph-keller.ch
Hanns Eisler [1898-1962]
Sonate für Violine und Klavier „Reisesonate“ [1938]
Charles Ives [1874-1954]
Three-Page Sonata [1910-11]
Charles Ives
Largo risoluto Nr. 1 und Nr. 2
für Streichquartett und Klavier [1908-09 und 1909-10]
Hanns Eisler
Streichquartett [1938]
Aaron Copland [1900-1990]
Sextett
für Klarinette, Klavier und Streichquartett [1938]
Ruth Crawford Seeger [1901-1953]
Streichquartett [1931]
Hanns Eisler
14 Arten, den Regen zu beschreiben op.70
Arnold Schönberg gewidmet [1941]
Andrea Kollé Flöte
Heinrich Mätzener Klarinette
Christoph Keller Klavier
Pellegrini-Quartett
Eine gemeinsame Veranstaltung der Internationalen Hanns-Eisler-Gesellschaft und Berliner Festspiele / Musikfest Berlin im Rahmen der Hanns-Eisler-Tage anlässlich des 50. Todestages des Komponisten