Konzert
Die Tänzerin Ida Rubinstein als Saint Sébastien aus: Programmheft der Uraufführung in Paris, Théâtre du Châtelet, 1911, Bibliothèque Nationale Paris
Als junger Künstler verehrte er Richard Wagner und seine Musik. Das konnte kaum anders sein bei einem, der regelmäßig zu den legendären Dienstagabenden im Hause des Dichters Stéphane Mallarmé eingeladen wurde. Der war, wenn nicht der Wortführer, so doch ein gewichtiger Exponent des Wagnérisme in Frankreich. Claude Debussy reiste nach Bayreuth, und wie so mancher Pilger kehrte er verändert von seiner Wallfahrt zurück. Er wandte sich vom deutschen Musikdramatiker ab, polemisierte in seinen Feuilletons mit scharfer Feder gegen ihn. Nur den „Parsifal” ließ er gelten.
Doch wie jede heftige Ablehnung blieb auch Debussys Anti-Wagnérisme an das Objekt seiner Polemik gebunden. Mit „Pelléas et Mélisande” schrieb er seinen „Tristan” mit „Le Martyre de Saint Sebastien” seinen „Parsifal”. „Mich interessiert”, so Robin Ticciati, „einerseits das verwandte Klangdenken beider Komponisten – bei aller Distanz, die Debussy zu Wagner bezog. Mit Amfortas und dem Heiligen Sebastian spielen in beiden Werken christusähnliche Personen eine wichtige Rolle, Amfortas mit seiner Wunde, Sebastian, der gekreuzigt wurde. Beide suchen den Schmerz, das Leiden, beim einen ist dies stark nach innen gerichtet, beim anderen wird es öffentlich. In beiden Werken geht es um eine Art Transposition des Religiösen in das Theater“, das Medium, in dem diese Umschmelzung stattfindet, ist die Musik.
Gespielt werden nicht die „Symphonischen Fragmente”, eine rein orchestrale Kurzfassung, die nicht vom Komponisten stammt, sondern die gesamte Musik Debussys – mit dem Gesang der Solisten und des Chors, mit der Sprechrolle des Heiligen – also die Version, in der Debussy seine Vorstellung von einem Musiktheater der Zukunft angedeutet sah.
Richard Wagner [1813-1883]
Parsifal
Vorspiel zum 1. Aufzug und Suite aus dem 3. Aufzug für Chor und Orchester [1876-1882]
zusammengestellt von Claudio Abbado:
Karfreitagszauber – Verwandlungsmusik – Ritterzug – Schlusschor
Claude Debussy [1862-1918]
Le Martyre de Saint Sébastien [1911]
Bühnenmusik zum Mysterienspiel in 5 Akten für Solist*innen, Sprecherin, gemischten Chor und Orchester
Text von Gabriele D’Annunzio [1863–1938]
Erin Morley Sopran
Anna Stéphany Mezzosopran
Katharina Magiera Alt
Dame Felicity Lott Erzählerin
Rundfunkchor Berlin
Michael Alber Einstudierung
Claude Debussy
© av Félix Nadar
Eine Veranstaltung des Deutschen Symphonie-Orchester Berlin in Zusammenarbeit mit dem Rundfunkchor Berlin und in Kooperation mit Berliner Festspiele/ Musikfest Berlin