Konzert | Stockhausen IV

Orchester der Lucerne Festival Academy

Karlheinz Stockhausen IV

Karlheinz Stockhausen, Elisabeth Clarke und Alain Louafi im Herodes Atticus Theater in Athen (Solistenprobe), 1978 © Archiv der Stockhausen-Stiftung für Musik, Kürten

Karlheinz Stockhausen, Elisabeth Clarke und Alain Louafi im Herodes Atticus Theater in Athen (Solistenprobe), 1978 © Archiv der Stockhausen-Stiftung für Musik, Kürten

Einführung 18:30 Uhr

Ein Ritual entfesselte die musikalische Moderne: Igor Strawinskys „Sacre du printemps“. Ein Ritual brachte sie zur spirituellen Besinnung: Karlheinz Stockhausens „Inori“. Wie in einem tiefinnigen Gebet kommt alles aus einer Formel und strebt alles auf eine Formel hin. Ihr Geheimnis und der Zugang zu ihr liegt in der Musik. Die Gebetsgesten, die zwei Tänzerinnen ausführen, stellte der Komponist aus der Praxis verschiedener Religionen zusammen und ordnete sie als eine chromatische Skala an. So sind sie Teil der musikalischen Partitur und ihr nicht äußerlich hinzugefügt. Klang und Gebärde, hörbare und sichtbare Geste kommen aus einer Quelle und vollziehen einen gemeinsamen Prozess. Stockhausen schrieb keine religiöse Musik in dem Sinne, dass sie eine Glaubenslehre hinterlegte oder wiedergäbe. Religiös ist sie aus dem transzendierenden Anliegen, das die Kunst, die Wissenschaft und die Metaphysik teilen. Für John Cage war das „if you celebrate it“ ein entscheidendes Kunstkriterium.

Mit diesem Abend geht das Musikfest 2018 zu Ende. In Streif- und Schlaglichtern beleuchtete es ein Panorama der Musik und Kunst im 20. Jahrhundert. Karlheinz Stockhausen nimmt darin mit seinem scharfen Verstand, seinem überschreitenden Denken und mit seinem Willen zur Transzendenz einen wichtigen Platz ein. In ihm fanden unterschiedliche Tendenzen zusammen, von ihm gingen vielerlei Impulse aus. Provokationen gehören dazu. „Das Essenzielle meiner Musik ist immer religiös und spirituell, das Technische ist nur Erläuterung.“ (Stockhausen)

Karlheinz Stockhausen [1928–2007]
INORI
Anbetungen für zwei Tänzermimen und großes Orchester [1973/74]

Winnie Huang Tänzermime 1
Diego Vásquez Tänzermime 2
Paul Jeukendrup Klangregie

Orchester der Lucerne Festival Academy
Peter Eötvös Leitung

Eine Produktion des Lucerne Festivals. Eine Veranstaltung der Berliner Festspiele / Musikfest Berlin, gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds und mit freundlicher Unterstützung der Ernst von Siemens Musikstiftung