Konzert
Porträt Ruth Crawford Seeger: Soli / Duos / Ensemble
Hier im Duo: Ruth Crawford Seeger mit ihrem Sohn Mike im Schnee, ca. 1935 © peggyseeger.com
Kammermusik zur Matinée – hier aber als besonderes Ereignis: Mit einer strikt choreographierten Konzertdramaturgie kommt das Ensemble Modern der Vielzahl experimenteller Formen auf die Spur, die die Komponistin Ruth Crawford Seeger in ihrer kurzen Karriere in den Zwischenkriegsjahren anwandte, vom dissonanten Konterpunkt zur Reihentechnik. Der dritte Teil der Porträt-Reihe stellt das kammermusikalische Schaffen der US-Komponistin vor.
Die junge Ruth Crawford studierte am American Conservatory of Music in Chicago Klavier und Komposition, wobei kein Geringerer als Komponist Henry Cowell dafür sorgte, dass sein früherer Lehrer Charles Seeger sie 1929 als Schülerin annahm. Noch im selben Jahr erhielt die angehende Komponistin als erste Frau ein Guggenheim-Stipendium für einen einjährigen Aufenthalt in Europa, wo sie bekannte Größen wie Alban Berg, Béla Bartók, Josef Matthias Hauer, Arthur Honegger, Albert Roussel und Nadia Boulanger traf. In die USA zurückgekehrt, heiratete Ruth Crawford Charles Seeger, mit dem sie Tausende von Aufnahmen aus dem Volksliedarchiv der Library of Congress transkribierte. Waren ihre frühen Werke noch von Neoromantik und Impressionismus geprägt, wandte sie sich mit Beginn ihres Studiums bei Seeger dessen Kompositionsmethode nach den Regeln des „dissonant counterpoint“ zu. Letztere stellen die traditionellen Regeln des Kontrapunkts insofern auf den Kopf, als dass hier Konsonanzen als Dissonanzen weitergeführt werden, wobei der Dissonanzbegriff auch auf wechselnde Metren und Taktarten bezogen werden kann. Seit dieser Zeit arbeitete Crawford Seeger auch mit Reihentechnik, Tonclustern, Sprechstimme, rhythmischer Unabhängigkeit der Stimmen, räumlich voneinander getrennten Klanggruppen und diversen anderen experimentellen Verfahren. Am dritten und letzten Tag der Ruth Crawford Seegers Gesamtschaffen gewidmeten Konzerte präsentiert das Ensemble Modern das breite Spektrum kammermusikalischer Arbeiten der Komponistin, das in einem Ablauf von unterschiedlichen im Saal verteilten Kammerensembles gespielt wird.
Ruth Crawford Seeger (1901 – 1953)
Streichquartett (1931)
Sonate (1926)
für Violine und Klavier
Little Waltz (1922)
für Klavier
Little Lullaby (1923)
für Klavier
Jumping the Rope (Playtime) (1923)
für Klavier
Whirligig (1923)
für Klavier
We Dance Together (1926)
für Klavier
Mr. Crow and Miss Wreng go for a walk - a little study in short trills (1923)
für Klavier
Caprice (1923)
für Klavier
Klaviersonate (1923)
Diaphonic Suite Nr. 1 (1930)
für Oboe oder Flöte solo
Diaphonic Suite Nr. 2 (1930)
für Fagott und Violoncello
Kaleidoscopic Changes on an Original Theme Ending with a Fugue (1924)
Suite (1952)
für Bläserquintett
Fünf Kanons (1924)
für Klavier
Diaphonic Suite Nr. 3 (1930)
für zwei Klarinetten
Theme and Variations (1923)
für Klavier
Diaphonic Suite Nr. 4 (1930)
für Oboe und Violoncello
Piano Study in Mixed Accents (1930)
9 Preludes (1924 – 28)
für Klavier
Eine Veranstaltung der Berliner Festspiele / Musikfest Berlin
Gefördert aus Mitteln des Hauptstadtkulturfonds
Das Ensemble Modern dankt der Library of Congress in Washington für die freundliche Unterstützung bei der Notenrecherche von Ruth Crawford Seeger.
Mit freundlicher Unterstützung der Ensemble Modern Patronatsgesellschaft e.V.